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Kampf der Konzerne: Gejagter wird zum Jäger

■ Britische Elektronikfirma Plessey will jetzt größten Industriekonzern kaufen

London (dpa) - Während noch die Übernahmeschlacht von Siemens und GEC um die britische Elektronikfirma Plessey andauert, wird die britische General Electric Company (GEC) jetzt selbst zum Objekt eine riesigen Übernahmeversuchs. Wie am Wochenende bekannt wurde, ist ein Konsortium in London gegründet worden, das das bisher größte Übernahmeangebot in der britischen Wirtschaft vorbereitet. Es wird erwartet, daß das Angebot mehr als sechs Milliarden Pfund (über 19 Mrd. DM) beträgt.

Als angebliche und potentielle Mitglieder des Konsortiums werden Plessey, der französische Elektronikkonzern Thomson, die britische STC, sowie die beiden US-Konzerne AT+T und GEC (nicht zu verwechseln mit der britischen GEC) genannt. Unklar war, ob die Initiative eventuell von Plessey selbst ausgegangen ist, wie von verschiedenen Seiten vermutet wird. In Börsenkreisen wird der Schachzug als „Pacman“ bezeichnet, nach einem Videospiel, bei dem der große Verfolger von dem kleinen Gejagten gefressen wird. Plessey könnte sich also gegen eine GEC-Siemens-Übernahme durch ein Kaufangebot gegen GEC selbst verteidigen.

Plessey hatte erst am Freitag sein Verteidigungsdokument gegen GEC-Siemens veröffentlicht, ohne Hinweise auf das bevorstehende Manöver zu geben. Am Samstag wurde die Bildung des Konsortiums jedoch von der Londoner Bank Lazard Brothers bestätigt, nachdem sich seit Tagen ähnliche Gerüchte hielten und den Kurs der GEC-Aktien in die Höhe trieben.

In der Plessey-Dokumentation gegen die Übernahme durch Siemens und GEC wird vor allem kritisiert, daß der angebotene Preis von 2,25 Pfund (7,20 DM) für die Plessey -Aktie völlig ungenügend sei. Plessey verweist dazu auf die jüngste Umsatzzunahme von 15 Prozent und eine Gewinnzunahme (vor Steuern) von zehn Prozent. In den letzten eineinhalb Jahren sei der Wert der Auftragsbücher von 1,35 Milliarden Pfund auf 2,05 Milliarden Pfund gestiegen.

Auch das Argument des europäischen Binnenmarktes wurde attackiert. Eine Übernahme durch Siemens-GEC würde dem Wettbewerb auf dem europäischen Markt weiter verringern. Zum Schluß greift Plessey die Gewinne von GEC und Siemens an und weist darauf hin, daß bei Siemens die Gewinne vor Steuern vom Geschäftsjahr 1984/85 bis 1986/87 um 25 Prozent zurückgegangen seien. Aus diesen Gründen fordert Plessey seine Aktionäre auf, das „feindliche“ Übernahmeangebot abzulehnen.

Die General Electic Company PLC (London) ist mit 157.000 Beschäftigten, einem Umsatz von 6,2 (nicht 5,5) Milliarden Pfund und einem Gewinn vor Steuern von 708 Millionen Pfund das größte britische Industrieunternehmen. Nachdem die Firma in den 60er Jahren fast vor dem Bankrott stand, wurde sie von Arnold Weinstock, seit 1963 Chef des Unternehmens, grundlegend saniert und durch Zukäufe vergrößert. Heute umfaßt die Produktion Haushaltsgeräte, Waffensysteme und Rüstungselektronik, Ausrüstungen für Atomkraftwerke, Lokomotiven und Medizintechnik.

Die Bildung des Konsortiums steht unter Zeitdruck. Siemens und GEC haben bei der versuchten Plessey-Übernahme die ersten rechtlichen Hürden genommen. Entscheidungen der Kartellbehörden Großbritanniens und der EG stehen unmittelbar bevor.

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