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Ursache: Pfusch am Bau

■ Montagefehler verursachte wahrscheinlich Deckeneinsturz in HdK-Gebäude / Firma soll jetzt Akustikdecken zusätzlich verschrauben / StudentInnen ziehen in bestreikte Gebäude um

Der Absturz einer Akustikdecke in einem Neubau der Hochschule der Künste (HdK) lag wahrscheinlich an einem Montagefehler. Wie berichtet, stürzte die 65 Quadratmeter große, zentnerschwere Holzdecke bereits am Montag mittag in dem HdK-Gebäude in der Lietzenburger Straße zu Boden. Alles deute darauf hin, daß die in insgesamt 55 Musikübungsräumen an den Decken eingehängten Spanplatten mangelhaft an Leichtmetallträgern verschraubt worden seien, erklärte auf Anfrage die HdK-Mitarbeiterin Heidrun Filthaut. Die für die Arbeiten verantwortliche westdeutsche Firma Mühlke habe den Pfusch zugegeben und zugesagt, daß sie an sämtlichen Akustikdecken umgehend zusätzliche Schrauben anbringen werde. Ob nur fehlende Schrauben Schuld an dem Einsturz sind, stehe indes noch nicht 100prozentig fest. Deshalb würden zur Sicherheit alle Deckenbauteile in den bereits am Montag vom Kanzler der HdK gesperrten Musikräumen untersucht. Schon ab Mitte nächster Woche sei wieder ein normaler Musikübungsbetrieb denkbar, sagte die HdK -Mitarbeiterin. Demgegenüber sprach die Bauverwaltung von einer vereinbarten Dauer der Sanierungsarbeiten von rund zehn bis 14 Tagen.

Bei dem Absturz der zentnerschweren Platten hätte ohne weiteres ein Mensch erschlagen werden können, bestätigte HdK -Sprecher Klemke. Da die HdK-Mitarbeiterin schon Mitte letzter Woche feine Haarrisse in der Decke entdeckte und Alarm geschlagen hatte, sei nur das in dem Raum plazierte Orffsche Instrumentarium „breit“ und ein neuer Konzertflügel durch die Trümmer schwer beschädigt worden.

Von den Raumsperrungen derzeit unmittelbar betroffen sind rund 300 Studenten des Fachbereichs Musikerziehung und -wissenschaft. Weil es an anderen Standorten der HdK keine Ausweichquartiere gebe, überlege man, die Studenten während der Sanierung notdürftig in Räumen unterzubringen, die durch den Streik leer stünden. Nach den Ausführungen Klemkes streiken zwar auch die Musikstudenten. Sie bestehen aber darauf, weiterhin Tuba blasen oder vierhändig auf dem Konzertflügel spielen zu dürfen, um nicht ihr virtuoses Handwerk zu verlernen.

Probleme mit Baupfusch hatten bereits dazu geführt, daß das HdK-Gebäude statt wie geplant zum letzten Sommer erst zu Beginn des Wintersemesters bezogen werden konnte. Schlampig gegossene Estrich-Beläge und falsch eingepaßte Türzargen machten langwierige bauliche Nachbesserungen notwendig. Auch die Firma Mühlke mußte bereits vor einem Jahr ihre Akustikdecken aufgrund von Mängelrügen umbauen, was damals aber offensichtlich nicht zureichend geschah.

thok

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