Regenwald-Initiativen bei Kohl

Bundesweiter Zusammenschluß von 73 Organisationen startet Kampagne für Rettung der Regenwälder  ■  Aus Bonn Gerd Nowakowski

Ein bundesweiter Zusammenschluß von 73 Naturschutz- und Menschenrechtsverbänden sowie kirchlichen und entwicklungspolitischen Gruppen hat am Donnerstag in Bonn einen Appell zum Erhalt der bedrohten Regenwälder vorgestellt. Bei einem für gestern terminierten Gespräch mit Bundeskanzler Kohl soll darauf gedrängt werden, daß die Bundesregierung einem 500-Millionen-Dollar-Kredit der Weltbank in Brasilien nicht zustimme. Mit dem Kredit werde die Vernichtung des Regenwalds und der „ökologische Holocaust“ an den Ureinwohnern beschleunigt (siehe taz vom 3.1.89).

Die Initiative, die Teil der weltweit größten Aktion zum Schutz der Regenwälder ist, sammelt seit gestern bundesweit Unterschriften. Sie klagt die BRD an, sie sei bereits jetzt mit der Beteiligung an industriellen Großprojekten mitschuldig an der Ausrottung von „mehr Tier- und Pflanzenarten, als in der BRD überhaupt vorkommen“. Eine interne Studie des Entwicklungsministeriums komme selbst zu dem Urteil, die Vertreibung der Ureinwohner sei „Völkermord“.

Angesichts der rapiden Waldvernichtung - im vergangenen Jahr eine Fläche von der Größe der Bundesrepublik - seien „langfristige Maßnahmen nutzlos, weil es dann keine Regenwälder mehr gibt“. Das derzeit weltgrößte Entwicklungsprojekt im brasilianischen Carajas, wo 26 Hochöfen errichtet werden sollen, werde pro Jahr ein Zehntel der gesamten Urwaldfläche verschlingen, weil die Stahlerzeugung mittels Holzkohleneinsatz betrieben werden soll. Diese „mittelalterliche Technik“ wird angewendet, obwohl bereits heute die Einfuhr von kolumbianischer Kohle billiger sei.

Von der Bundesregierung verlangt die Initiative, sich für den absoluten Schutz der Wälder und seiner Bewohner einzusetzen. Die Auslandsschulden - wesentlicher Grund für die Zerstörung durch Übernutzung - müßten gestrichen werden.