Plitsch-Platsch und Salat

■ In Bremen-Osterholz und am Unisee sollen bis Mitte 1990 Spaßbäder entstehen / Bei Wunderland für Familien mit Kindern, an der Uni für ruhesuchende Yuppie

Dieses Naß ist vielen BremerInnen zu dröge: Kahle Hallen, lange Bahnen mit viel Wasser drin, ein Sprungturm dazu, der in der Regel geschlossen ist, fertig ist das Outfit eines Bremer Hallenbades. Ab 1990 soll das alles anders sein. Nicht daßdie Gesellschaft für Öffentliche Bäder auf die Idee gekommen wäre, kräftig in die Attraktivität ihrer überdachten Badeanstalten zu investieren. Vielmehr heißt es: Die Privaten kommen. Angekündigt sind sie schon lange, daß Aquadrom bei Wunderland und die Urlaubs-Insel. Doch jetzt wollen beide Investoren, der Münsteraner Kaufmann Steenken und der Bremer Großsegler Berend Beilken, mit der Umsetzung ihrer Pläne beginnen.

Steenken will in der Hans-Bredow-Straße in Bremen-Osterholz 47,2 Mio Mark investieren. Auf dem Gelände entsteht bereits der

Riesen-Großmarkt Weserpark (früher Wunderland). Eine Nachbarschaft, die geplant ist und auch das Konzept des Spaßbades bestimmt. Das Bad soll die Wasserratten ins Wunderland treiben, der Supermarkt die Einkäufer ins Bad. Einkaufen und Planschen als miteinander kombinierbare Freizeitveranstaltung. Zielgruppe: Familien, insbesondere solche mit Kindern. Die Steinhardt-Gruppe, die solche Bäder bereits in Bochum und Saarbrücken erbauen ließ und auch das Bremer Aquadrom betreiben sollte, ist allerdings im August den Bach herunter gegangen. Doch Steenken behauptet, daß er inzwischen neue Geldgeber gefunden habe.„Das Bad wird zusammen mit dem Weserpark im Mai 1990 eröffnet“, so der Münsteraner zur taz.

„Unmöglich, das geht nicht“,

sagt der Bremer Kaufmann und Segler Berend Beilken. Der hat für Steinhardt vor Jahren das Aquadrom in Bochum gebaut, und das hat seinerzeit eineinhalb Jahre gedauert. Beilken selbst plant in Bremen seit Jahrenden die 'Urlaubsinsel‘, auch ein Spaßbad, allerdings mit anderer Konzeption. Das Projekt wurde immer wieder von Naturschützern angegriffen, da die Anlage direkt in ökologisch wertvolles Gebiet in der Nähe des Unisees gebaut werden soll. Für die Verzögerung aber gab es einen anderen Grund: Beilken wollte erst abwarten und „gucken, was Steinhardt macht.“ Nach der Pleite entschloß sich Beilken jetzt doch, an die Realisierung der auf 12 Millionen kalkulierten Uni-Insel zu gehen. Zielgruppe sind nicht Eltern mit lärmenden, spritzenden und planschenden Kindern, sondern Ru

hesuchende. „Bei und soll man in die Sauma gehen und dann einen Salat essen und sich ungestört erholen können“, sagt Beilken. Ein kombiniertes Hallen-und Freibad gehört ebenso zur Anlage wie ein Volleyballplatz und viel Grün.

Anders als Steenken fehlt Beilken allerdings noch die Baugenehmigung. Zwar haben sich Senat und SPD-Fraktion hinter die Pläne des Seglers gestellt, der SPD -Landesparteitag aber lehnte die Uni-Insel ab. Beilken: „Wenn man uns nicht will, dann gehen wir woanders hin. Es gibt ja auch noch Achim und Lilienthal.“ Wird die Baugenehmigung aber erteilt, dann können BremerInnen, so Beilkens Zeitplan, ab Sommer 1990 zur Kurz-Erholung auf die Urlaubs-Insel aufbrechen. Kosten für den Aufenthalt: Je nach Tageszeit und Verweildauer zwischen 10 und 15 Mark.

hbk