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Q U E R S P A L T E Pelikan oder Geha?

■ Zur fatalsten Fusion in der bundesdeutschen Wirtschaft

Da wird in der Konzernlandschaft eine Fusionsschlacht nach der anderen angezettelt, und was passiert mit den Betroffenen? Danach fragt heute niemand mehr. Haben die Bonzen der Schreibartikelbranche eigentlich einen Gedanken darauf verwendet, was sie in den Klassenzimmern der Republik anrichten, wenn sie die Geha-Werke jetzt als kleinen Fisch im großen Schnabel der Pelikan-AG verschwinden lassen?

Wenn die Schule irgendwas fürs Leben lehrt, dann doch die Fähigkeit, im fröhlichen Wettstreit zu bestehen. Und das fängt in der dritten Klasse mit der Frage an: „Welcher Füller ist besser: Mein Geha oder dein Pelikan?“ - wie sonst soll man später bei der Streitfrage bestehen, ob mein BMW oder dein Porsche die größere Power unterm Hintern verleiht oder in der gemütlicheren Auseinandersetzung um Pils oder Kölsch? Da werden die ersten Ansätze zur technischen Gesprächsführung gelegt (Tinten-Patrone oder Tank mit Reserve?) wie auch zum ideologischen Disput (Was bringt die goldene Feder tatsächlich?). Und da kommt ein Herr Conradi von der Metro, dem fatalerweise offenbar schon alles gehört, und schmeißt einfach alles zusammen. Ein Volk ohne Streitkultur, das wird letztendlich dabei herauskommen.

Wenn irgendwo Grönemeyers Spruch „Kinder an die Macht“ eine Berechtigung hat, dann in den Vorstandsetagen der deutschen Füllfederhalter-Industrie. Übrigens: Ich hatte immer „Pelikan“ - wegen des schöneren Namens.

Ulli Kulke

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