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Freiheit, Law and Ordergleichheit

■ „Spacecop L.A.1991“ ist ein Genrecocktail aus Science Fiction, Polizei- und Rassenproblemfilm, der einem in Nullkommanix recht übel aufstoßen kann

Viele der neueren Hollywoodproduktionen erinnern an ein altes Kinderspiel, bei dem auf Karten Köpfe, Ober-und Unterkörper von verschiedenen Personen gezeichnet sind, die man beliebig zusammenlegen kann und so immer andere Figuren erhält. Die Produzenten scheinen dort keine Drehbuchautoren mehr zu haben, sondern solche Setzkästen, mit denen sie die ausgelutschten Genres miteinander mischen und auf einen Cocktail hoffen, der etwas weniger abgestanden wirkt.

Für „Spacecop L.A. 1991“ sind bei den Produzenten der erfolgreichen Genremixturen „Aliens“ und „Der Terminator“ nun die Karten Science-Fiction, Polizeikumpel-und Rassenproblemfilm nebeneinander gelandet, und so besteht der Streifen aus Standardszenen dieser Genres, wie aus dem Computer ausgedruckt, ohne eine wirklich eigene Idee.

In den neunziger Jahren ist eine fliegende Untertasse endlich auch wirklich gelandet und hat den Kaliforniern eine neue Arbeiterrasse beschert. Die Insassen des Ufos sind genetisch produzierte Skla

ven, die auch in dieser neuen Welt gleich die Ärmel aufkrempeln und zupacken. Obwohl die „Newcomer„- oder „Glatzen“, wie der Volksmund sagt - mit ihren kahlen, fleckig gemusterten Schädeln und verkrüppelten Ohren schon sehr eklig aussehen, schaffen einige von ihnen es auch bald, auf der amerikanische Erfolgsleiter hochzusteigen, und so gibt es einen bösen ET-Kapitalisten, wie er im Klischeehandbuch steht, und den ersten Zivilpolizisten aus dem Weltraum im Präsidium von Los Angeles.

Und natürlich wird er der Partner eines rauhbeinigen Bullen, der alle Newcomer haßt, weil sie seinen Freund erschossen haben, und natürlich ist der Ufobulle ein ganz netter, und im Laufe des Films werden sie richtig dicke Kumpels, und natürlich lassen sie den Drogenring auffliegen, von dem das Rauschgift produziert wird, das die Newcomers versklavt und auf dessen Rechnung all die Morde gehen.

Das alles ist von einem Regisseur, dessen Namen man wirklich nicht erwähnen muß, routiniert inszeniert mit tausendmalgesehenen Verfolgungsjagden, großkalibrigen Kanonen und Machogehabe, sodaß der Rezensent oft ein Gähnen nicht unterdrücken konnte, während die Leute, die immer bei solchen Filmen im Kino sitzen, sich laut gebärden und äußerst merkwürdige Vorlieben zu haben scheinen, immer wieder mit „Orr“, „Geil“ oder „verschärft stark“ anzeigen, daß der Film genau das liefert, was sein Publikum wünscht.

Ich wurde dann doch wieder etwas wacher, als mir immer mehr auffiel, wie hinterhältig hier die Karte „Rassenprobleme“ ausgespielt wurde. Auf einer Ebene wird da gezeigt, wie sich gegen alle Schwierigkeiten - auch gegen einige Vorzeigerassisten - die „Newcomer“ in die freie amerikanische Gesellschaft integrieren können. Aber unterschwellig werden auch alle Befürchtungen und Argumente der Rassisten bestätigt: Diese Fremden sehen wirklich abstoßend aus und haben üble Eigenarten - sie zischen in ihrer Sprache, die kein Mensch versteht, und haben gefährliche Geheimnisse. Ihre Kinder sind stärker, klüger und fleißiger, und nehmen den Menschen später die Arbeit weg. Und wenn sie eine Überdosis von dieser Droge nehmen, werden sie zu Monstren, die Menschen zerfleischen und kaum zu besiegen sind. „Was passiert, wenn die Menschheit erfährt, was aus uns Newcomern werden kann ?“ fragt der Spacecop seinen Kollegen zum Schluß, und alle Rassisten mit

Doppelmoral können mit der Moral des Films zufrieden sein: Freiheit und Gleichheit ist gut und schön, aber erstmal muß Law and Order bei den Ausländern durchgesetzt werden.

Wilfried Hippen

Europa 15.30, 18.00 und 20.30 Uhr

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