Billig-Briefe

■ Diepgen spart und spart und...

„Wir helfen der CDU doch nicht, ihre Briefe zu verteilen“, rief mir vergangene Woche der Pressesprecher der Post, Detlef Ulrich, in die Hörmuschel. Der Mann ahnte offenbar nicht den Doppelsinn seiner Worte. Denn natürlich geht die Post auch der CDU hilfreich zur Hand, um die Sendungen in die Postkästen zu bringen. Gegen Gebühr, versteht sich.

Stutzig machte nur, daß Eberhard Diepgen nur 30 Pfennig zu bezahlen braucht, um seine Weisheiten unters Volk zu bringen. Mit persönlich gehaltenen Anschreiben a la: „Mir ganz persönlich geht es um mehr soziale Gerechtigkeit, um einen wirkungsvollen Umweltschutz, um Zukunftsperspektive in Ausbildung und Beruf“, wandte sich der Regierende Bürgermeister an den Wähler und die Wählerin. Wo jeder Normalsterbliche eine halbe Mark blecht, um seine Mitteilungen zu verschicken, macht es die Post für Eberhard billiger. Warum? Hatte die Post der CDU über oder besser unter Gebühr geholfen? Antwort: Nein!

Schwarz-Schillings Organisation ist über jeden Verdacht erhaben. Die CDU mußte nämlich ganz schön schuften (lassen), um die Post auf 30 Pfennig runterzudrücken. Da wurde selbst gezählt und verpackt, geklebt und versackt. Nach von der Post vorgegebenen Modalitäten (sieben Bestimmungen) mußte der persönliche Brief zur Massendrucksache mutieren. Alles mit der festen Absicht, keineswegs mehr als 30 Pfennig pro Brief auszugeben. Und so wurde aus dem intimen Bekenntnis an die einzelnen WählerInnen dann doch nur „ein Brief mit großem Empfängerkreis“. Und die verschickt die Post billiger als Einzelbriefe.

Zum Schluß ein Tip an Eberhard Diepgen: Jeden Brief per Hand schreiben, 20 Pfennig mehr bezahlen, damit es auch wirklich knackig-persönlich wird.

Theo Düttmann