: Tatort Kinderzimmer
■ Eine Ausstellung über Sexualdelikte an Kindern von Wildwasser Marburg und dem Bezirksamt Schöneberg zeigt Tatorte und Stationen / Prävention hat Vorrang
„Das Problem des sexuellen Mißbrauchs, muß immer wieder in die Öffentlichkeit gebracht werden und nicht nur, wenn etwas Spektakuläres passiert.“ Aus dieser Überzeugung heraus wird die Ausstellung „Sexuelle Gewalt gegen Mädchen“ von Wildwasser Marburg e.V. - diesmal in Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt Schöneberg - erneut in Berlin gezeigt.
Aufgeteilt in eine normale Drei-Zimmer-Wohnung mit Wohnzimmer, Küche, Schlafzimmer und Kinderzimmer werden Tatorte, Stationen und Statistiken über Sexualdelikte an Kindern erläutert und Forderungen gegenüber Gerichten, Ärzten und Polizei formuliert.
Ergänzt wird die Ausstellung darüber hinaus erstmals von einem Rahmenprogramm, das an verschiedenen Abenden in Diskussions- und Informationsveranstaltungen zur Aufdeckung und Verhütung sexuellen Mißbrauchs an Kindern anknüpft. „Wir wollen damit etwas weitergehen und über die Tatsache des sexuellen Mißbrauchs hinaus verschiedene Möglichkeiten zum Erkennen und zur Prävention diskutieren“, erklärte Gonda Weise von der Familienfürsorge des Bezirksamtes Schöneberg.
So wird Elisabeth Fey vom „Verein zur Prävention von sexuellem Mißbrauch an Mädchen und Jungen“ am Dienstag und Mittwoch abend unter dem Titel „Frei - sicher - stark“ das in den USA entwickelte CAPP-Programm (Child Assault Prevention Project) als eine Möglichkeit, Kinder vor sexuellem Mißbrauch zu schützen, vorstellen.
„Im Grunde ist das Ziel dieses Ansatzes, den Kindern das positive Gegenteil von dem zu vermitteln, was sie sonst erleben“, so Sozialarbeiterin Mechthild Pohl, „ihnen soll statt eines Gefühls der Ohnmacht mitgeteilt werden, daß ihr Körper ihnen gehört und sie nein sagen und sich nach außen wenden können. Denn meist haben die Opfer neben der Scham über das Geschehene auch noch mit dem eigenen Schuldbewußtsein zu kämpfen.“
Christine Dankbar
Die Ausstellung „Sexuelle Gewalt gegen Mädchen“ ist noch bis Mittwoch, den 18.1. jeden Tag von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Haus der Jugend „Weiße Rose“, Martin-Luther-Straße 77, 1000 Berlin 62, Tel. 783 26 94.
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