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Saubere Franken für die Contra

Schweizer Banken stehen unter Verdacht, im Iran-Contra-Geschäft mitgewirkt zu haben  ■  Von Andreas Zumach

Genf (taz) - Der Bankenskandal in der Schweiz schlägt auch weiterhin hohe Wellen. Die Zürcher Shakarchi Trading AG, wegen deren Beteiligung beim Waschen von Drogengeldern Justizministerin Elisabeth Kopp, Ehefrau des von ihr unzulässigerweise vor Ermittlungen gewarnten ehemaligen Shakarchi-Vizepräsidenten Hans W. Kopp, zurücktreten mußte, wurde vom US-Geheimdienst CIA auch zur Abwicklung von Waffengeschäften mit dem Iran und zur finanziellen Unterstützung der nicaraguanischen Contra genutzt. Das haben Ermittlungen von Schweizer Behörden ergeben.

Bei der Rekonstruktion der Transport-Routen von Heroin und Kokain sowie der Kanäle, in denen aus dem Drogenhandel stammende Gelder verschwanden, stießen Schweizer Untersuchungsbeamte jetzt auf drei Hauptakteure der Iran -Contra-Affäre: Richard Secord, Albert Hakim und William Zucker. Mitte der 80er Jahre verschob dieses Trio über ein Firmennetz Gelder auf Konten der Shakarchi-AG.

Ein Schweizer Untersuchungsbeamter: „Wir gehen davon aus, daß es sich dabei um Gelder handelt, die in Drogen- und Waffengeschäften eingesetzt wurden.“

Nach dem offiziellen Bericht der US-amerikanischen Tower -Kommission zur Untersuchung der Iran-Contra-Affäre organisierte Secord den Nachschub für die Contras und war an den Verhandlungen für die Freilassung von US-Geiseln im Libanon beteiligt.

Secord, der 30 Jahre für den CIA arbeitete, bezog seine Anweisungen direkt von Oliver North. Hakim, im Rahmen von Irangate vor allem zuständig für die Verschiebung von Geldern, unterhielt zusammen mit Secord eine Tarnfirma in der Schweiz. Auf deren Konto überwies er aus bis heute nicht geklärten Quellen elf Millionen US-Dollar zum Ankauf von Waffen für die Contra. Zucker, US-Rechtsanwalt mit Wohnsitz in Genf und Spezialist für komplexe geschäftliche Verwischungsaktionen, verwaltete „im Schutz der strengsten Geheimhaltungsgesetze“ (Tower-Kommission) die Schweizer Bankkonten der Firmen von Secord und Hakim.

Deren beider Namen tauchen bereits in einem Rechtshilfegesuch auf, das US-Ermittler einen Monat nach Auffliegen der Iran-Contra-Affäre im Dezember 1986 an das Justizministeriumsgeschickt hatte. Fortsetzung auf Seite 2

Hans W. Kopp war am 27.Oktober 88 vom Posten als Shakarchi -Vizepräsident zurückgetreten, eine Woche bevor bekannt wurde, daß die Firma aus dem Drogenhandel stammende Banknoten in Gold eintauschte. Zuvor hatte Frau Kopp un

ter Verletzung ihres Amtsgeheimnisses ihren Mann darüber ins Bild gesetzt, daß gegen die Shakarchi-AG Untersuchungen eingeleitet würden. Chef der Firma ist der Libanese Mohamad Shakarchi.

In den größten Geldwaschskandal der Schweizer Geschichte sind auch die drei Großbanken Schweizerischer Bankverein, Bankgesellschaft und Kreditanstalt verwickelt, auf deren Konten Milliardensummen eingezahlt wurden, die den als „Libanon- und Pizza-Connection“ bekanntgewordenen Drogengeschäften entstammen. Im Zusammenhang mit den jüngsten Erkenntnissen erhalten eine Reihe von Tatsachen neue Brisanz: Gegen die Shakarchi-AG ist wegen Geldwäscherei bis heute kein Strafverfahren eingeleitet worden. Hans W. Kopp ist

Spezialist für psychologische Abwehr der Schweizer Armee und ehemaliger Chef des Schweizer Aufklärungsdienstes.

Untersuchungsrichter Germain Sengelin aus Mülhausen, Frankreich, wiederholte jetzt einen bereits vor zwei Jahren im Westschweizer Fernsehen erhobenen Vorwurf, wonach Schweizer Behörden Drogenfälle verschleppen oder vertuschen: „In den von uns untersuchten Drogengeld-Affären tauchen immer wieder Namen auf, die mit dem Schweizer Geheimdienst in Zusammenhang stehen.“

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