: Wall-Hallen für Wronski
■ Wird Verkehrssenator Wronski bestochen? / Wartehallen-Firma Wall erneut im Gerede / Anonymes Schreiben bei Staatsanwaltschaft eingegangen / Wronski dementiert Vorwürfe als „Lügen und Verleumdung“
Hat der scheidende Verkehrssenator Wronski (CDU) einen „Vorvertrag“ mit der Firma Wall, und gehen eines Tages „Geldzahlungen an ihn“ für geleistete Dienste? Im August ging bei der Staatsanwaltschaft ein anonymes Schreiben ein, das diesen Verdacht äußert. Eine „Aktion Sauberkeit in Berlin“ habe den Brief unterzeichnet, bestätigte Justizsprecher Achhammer gestern einen Bericht des 'Spiegel‘. Nach Informationen des Magazins sind die anonymen Saubermänner Kripo-Beamte, die „in Wronskis Ressort“ „auf korruptionsverdächtige Vorgänge gestoßen“ seien. Dies verwies Achhammer gestern in den „Bereich der Spekulation“.
Die Firma Wall stellt seit 1984 im Auftrag der BVG Wartehäuschen an Bushaltestellen auf. Wall finanziert die Häuschen mit Werbung an den Seitenwänden. Daß der BVG laut Vertrag nur eine Umsatzbeteiligung von zehn Prozent zusteht, hatte sogar schon den Landesrechnungshof auf den Plan gerufen. Er hatte kritisiert, der Senat habe „ein Geschäft aus der Hand gegeben“, das „beachtliche Überschüsse“ verspreche. Der für den Wall-Vertrag mitverantwortliche ehemalige BVG-Direktor Piefke war bereits vor geraumer Zeit ins Gerede gekommen, weil ihn die Firma Wall nach seiner Pensionierung als „Berater“ in Dienst stellte.
Über Vorwürfe gegen Piefke, die der anonyme Brief enthielt, habe die Staatsanwaltschaft die Steuerfahndung informiert, erklärte Justizsprecher Achhammer gestern. Details unterliegen laut Achhammer dem Steuergeheimnis. Ansonsten sei es bei einem „Überprüfungsvorgang“ geblieben. Die „pauschalen Behauptungen“ in dem Brief könnten allein keinen „Anfangsverdacht“ begründen.
Wronski habe sich „sehr stark engagiert“ für Walls Häuschen, erinnerte sich BVG-Sprecher Hecht. Die Entscheidung für die Firma sei richtig gewesen. Kurz vor Weihnachten hatte Wall bereits das tausendste Häuschen aufgebaut. Die BVG hatte es in ihrer langen Geschichte nur um die 400 Wartehallen gebracht. „Immer sauber und gepflegt“ seien die Wall-Hallen, „nicht geschädigt“, lobte Hecht.
Wronski selbst bezeichnete die vom 'Spiegel‘ verbreiteten Vorwürfe gestern als „Lügen“ und „Verleumdungen“. Er will nicht nur Strafantrag stellen, sondern auch den Presserat anrufen. Unternehmer Hans Wall selbst verwies auf die Qualität seiner Häuschen: „Das einzige, mit dem wir bestechen, sind bessere Produkte.“
hmt
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen