Bälle, Bälle, Bälle

Schwarze oder gelbe Bälle bei den Australian Open?  ■  PRESS-SCHLAG

Alle reden von Bällen. Schon im vergangenen Jahr war das hier in Melbourne so. Eine Firma hatte eine Stange Geld auf den Tisch gelegt, denn sie wollte, daß ihre Filzkugeln bei den Olympischen Spielen gedroschen werden. Und wenn sie ihre Premiere nicht zuvor bei einem Grand Slam-Turnier gefeiert hätten, wären sie in Seoul nicht zum Zuge gekommen. Das Dumme ist nur, die Dinger fliegen nicht, wie sie sollen. Mal zu weit, mal zu kurz - kein Fluch, mit dem sie nicht schon bedacht worden wären. „Eigentlich weiß keiner, warum wir hier mit den Dingern spielen“, sagt Boris Becker. Nun, da hilft nur nachfragen bei der Firma „Nassau“.

Doch noch von ganz anderen Bällen war die Rede im vergangenen Jahr. Die waren schwarz gefärbt und flogen aufs Feld, als der Lokalmatador Pat Cash spielte. Absender waren Demonstranten der hiesigen Anti-Apartheid-Bewegung, die damit gegen Cashs Teilnahme an einem Turnier in Südafrika protestierten.

Die Organisatoren der „Australian Open“ rechneten auch in diesem Jahr mit ähnlichen Aktionen und versuchten bereits vor Turnierbeginn, mit den Anti-Apartheid-Gruppen zu verhandeln. Der Bitte allerdings, die Proteste doch außerhalb der Tennisanlage abzuhalten, konnten die Demonstranten nichts abgewinnen. Sie wollen auch in diesem Jahr aktiv werden, nicht bei Pat Cash zwar, jedoch bei den Auftritten von südafrikanischen SpielerInnen wie Christo und Dinky van Rendsburg. Daß die Rassisten-Flagge trotz deren Anwesenheit nicht im Flinders-Park wehen wird, wurde den Aktionisten zugesichert: die Akteure aus Südafrika werden von den Organisatoren als Privatpersonen betrachtet und nicht als Repräsentanten ihres Landes.

Den südafrikanischen Botschafter in Australien, Francis Tothill, hat das aufs Heftigste erbost. Er war überhaupt nicht gefragt worden und hat den „schändlichen Handel“ schwer verurteilt. Zu weiteren Kommentaren sei er nicht bereit, ließ er verlauten. Und: derlei Sanktionen hätten denselben Effekt wie „der Angriff einer Mücke auf einen Elefanten“. Die Turnierleitung versucht nun, Demonstrationen durch das Verlegen der betroffenen Spiele auf leicht kontrollierbare Plätze zu verhindern. Und wenn schon etwas geschehe, so solle man auf jeden Fall kein großes Theater darum machen.

Bereits am ersten Tag geschah etwas. Vor dem Spiel des Südafrikaners Neil Broad besetzten kostümierte Anti -Apartheid-Demonstranten mit Transparenten den Platz und wurden von der Polizei abgeführt. Wäre doch nett, wenn hier noch eine Weile über Bälle geredet werden würde.

Thömmes