: Feminismus wird nicht ernstgenommen
■ betr.: „Glasnost an der Uni“, taz vom 14.1.89
Mußte sich die taz das Armutszeugnis ausstellen, den Sexismus in dieser Gesellschaft so nachdrücklich in eigene Worte zu fassen? Mit der verkürzten und damit verfälschten Darstellung der Vorgänge bei der Demo zur Unterstützung des Uni-Streiks wurde:
1. eine Zensur vorgenommen, indem zentrale feministische Forderungen unerwähnt blieben (z.B. Streichung des § 129a, keine Fortführung der geschlechtsspezifischen Sozialisation an Schulen und Uni, feministische Bibliothek);
2. im Zusammenhang mit der Zensur stehend durch Überbewertung des Kontextes, in den die Forderungen in den Redebeiträgen eingebettet waren, versucht, eine lächerlich machende Wirkung zu erzielen;
3. das sexistische Verhalten, die Äußerungen unserer werten Kommilitonen zu deren Gunsten verschwiegen, nur unsere Reaktion darauf wiedergegeben. Es stellt sich die Frage, ob dahinter Strategie steckt oder „lediglich“ die Borniertheit des Redakteurs. Auf jeden Fall unterstreicht diese Art der Berichterstattung die Notwendigkeit eines separaten Agierens von Frauen beim Durchsetzen ihrer Interessen, da auch die sogenannten „linken“ Männer in der Mehrheit nicht in der Lage bzw. bereit sind, sich mit feministischen Forderungen ernsthaft auseinanderzusetzen.
An der Uni zeigt unsere Aktion erste Erfolge, es hat eine Diskussion begonnen. Zur Wiederherstellung der Glaubwürdigkeit der taz wäre es nicht schlecht, wenn sie sich dort umfassend berichterstattend hineinbegäbe.
Frauen des Frauenstreikbüros Uni Bremen
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