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Der kleine PRINZ und die Jahreszeiten

■ Von einer auflagenberauschten Stadtillustrierten aus dem Ruhrgebiet, die sich mit Hilfe eines Hamburger Großverlages Deutschlands Stadtillustrierten-Szene überregional unter den Nagel reißen möchte/ PRINZen für alle

Nein, es handelt sich hierbei nicht um ein sozialistisch unterwandertes Projekt zur ausgewogenen Verteilung von Traummännern. Es handelt sich dabei eigentlich um gar nichts Sozialistisches. Das Projekt PRINZ-Koomunikation (25 % PRINZ -Verlag Bochum, 75% Jahreszeiten-Verlag Hamburg, im Branchenkürzel Jahrlag) handelt vielmehr mit Werbeflächen. Die sollen sich demnächst per regionaler Großstadtillustrierter mit dem werbewirksamen Adelsprädikat auf dem gemeinsamen Titel in ganz Großstadt-Deutschland an Markenkunden verkaufen lassen. „Familienähnlichkeit plus Feinprofil“, nennt PRINZ-Macher Jochen Wüllner das Konzept aus Bochum, wo der Ur-PRINZ seit Jahren als eigenständige Regional-Illustrierte die Auflage brav auf rund 50.000 verkaufte Exemplare gesteigert hat.

Das Regional-Illustrierten- Projekt PRINZ verbindet damit den Authentizitätsbonus der

Stadtzeitungen mit dem Zeitgeistschick einer Neues-aus -Deutschland-Gazette und den Finanzmitteln eines Hamburger Großverlags. Mit dem PRINZen wird zudem aus den Jahrlag -Titeln TEMPO und petra ein Jung-Leser-Päckchen der besonderen Art auf deutschem Medien-Markt.

PRINZ soll, so munkelt die Konkurrenz, im 2-Jahres-Plan neun deutsche Ballungsgebiete besetzen. Mit dem für Alternativ-Verhältnisse fürstlichen 4200,-Mark PRINZ -Monatsgehalt lassen sich der Stadtzeitungs-Branche die einheimischen Selbstausbeuter prima weglocken. Es können aber auch ganze Redaktionsteams samt Verlag und Anzeigenabteilung „übernommen“ werden. Unlängst geschah solches dem Hamburger TANGO. Ex-Bremer Kursbuch -Verleger Willy Losch, TANGO-Eigner unter anderen, gehört ab April zu den Glücklichen.

„Wir werden sicherlich, wenn wir so weit sind, auch etwas in

Bremen machen“, sagt PRINZ-Frau Trixi Berg. „Bremen ist ein Gebiet, das man einfach anbieten muß. Und beim Anbieten gehts natürlich auch um Anzeigen.“ Lothar Bienkowski, Chef des Bremer Blatts und einer der 20 BB -Gesellschaftern, und Thomas Jacob-Rüdiger, ebenfalls (geschäftsführender) Mit-Eigner, haben zum Jahreswechsel erst mal einen Bremer Instant-PRINZen per Bremer Blatt -Übernahme vereitelt. „Über diese Offensive mit Großverlag im Rücken war ich schon schockiert. Da wird eine eisenharte Linie durchgezogen, und wenn's schlecht läuft wird rationalisiert“, so Bienkowski, der sich dennoch bauernschlau Konzept und Interna der Konkurrenz bis zur Preis-Verhandlung angehorcht und anschließend abgelehnt hat.

PRINZ Bochum übrigens kam in den 70ern noch wollsockenlinksalternativ, und kursbuchklein als Guckloch aus Dortmund, später aus Herne, seit rund zwei

Jahren als zeitgeist-geadelter Regionalillustrierten-PRINZ aus Bochum. Eine eigens beauftragte Werbeagentur hat die werbekundenfreundliche Image-Aufwertung besorgt.

PRINZ Bochum erscheint trotz PRINZ-Kommunikation noch immer im PRINZ-Verlag, der drittelparitätisch und großverlagsunabhängig besessen wird von den Ruhrpott -Ewings der Stadtillustrierten-Szene: J.R. Werner Marcinowski, Bobby Edmund Marcinowski und Miss Ellie Beatrix Berg. Jochen Wüllner, Ex-PRINZ-Bochum-Chefredakteur, Konzept -Designer und zukünftiger zentraler Redaktionskoordinator der PRINZ-Kommunikation, gehört nicht zur Eigner-Familie.

Jo Wüllner bevorzugt momentan den lässigen Jargon des trendschnüffelnden Medien-Markthundes: „PRINZ repräsentiert den durchaus akzeptablen Bewußtseinsstand des Jung-Bürgers zwischen 18 und 40. Der ist nicht

mehr orthodox alternativ, der ist relativ flexibel.“ Jung -Bürger kriegt vom PRINZen allmonatlich ein restlos auf ihn zugeschnittenes Heft.

Bei zentraler Film-und Musik-Redaktion in Mitteldeutschland verbleibt den zukünftigen Kommunikations-PRINZessInnen vor Ort die mühselige Kleinarbeit der regionalen Recherche und des Eintippens von Service-Kalendern. „Wenn ich als Angestellter arbeiten wollte, dann nicht unbedingt bei PRINZ“, erklärt Bienkowski entsprechend.

Die beiden großen Anzeigenverbünde der Stadtzeitungen (spp und Kombinierte Stadtillustrierte) wollen sich derweil zur autonom organisierten Kooperations-Gemeinschaft entwickeln. Gegen einen PRINZen, wo Stadtillustrierte draufsteht und Großverlag drin ist. Auch PRINZen nämlich könnten mit solch alternative Klientel verschreckendem Image leicht auf die geadelte Medien-Nase fallen.

Petra Höfer

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