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„SO IST DER TOD NICHT MEHR ENDE“

■ Mahlers 6.Symphonie in der Philharmonie

Der endgültig besiegelnde dritte Hammerschlag des gewaltigen Finales, der Krankheit, unerfüllte Sehnsucht und die Verzweiflung über den nicht zu lösenden Konflikt zwischen Verlogenheit von Welt und „dem Anderen“ zu einem Schluß bringt, der den Tod als absolutes Ende setzen würde, ist von Mahler aus dem vierten Satz seiner a-moll-Symphonie gestrichen worden. „So ist der Tod nicht mehr Ende, sondern Aufstieg zu neuen Sphären“, wie seine Freundin Natalie Bauer -Lechner es formulierte.

Diese bestürzende, zwischen Tragik und Hoffnung schwebende Aussage darzustellen und zu verinnerlichen, verlangt vom Musiker viel Kraft, Disziplin und Einfühlungsvermögen, die das Radio-Symphonie-Orchester und sein Chefdirigent Riccardo Chailly beeindruckend mit ihrem vierten Zykluskonzert am Sonntag und Montag unter Beweis gestellt haben. Das rauschhafte, dramatische Leben, das Mahler hier symphonisch darstellt, steigert sich bis zu seiner Negation, die verwirklicht wird durch den zielsicheren Einsatz des überwältigenden Instrumentariums, das von Es-Klarinetten über 19 Blechbläser bis zu Rute und Hammer reicht. Die dafür konzipierte Formidee des Gesamtwerks, aus der exakten Ausarbeitung der Einzelthemen entstehend, fand in Chaillys Interpretation eine das Publikum treffende, mitreißende Wiedergabe.

Dem insgesamt feinsinnig abgestimmten Klangkolorit fehlte in den ersten beiden Sätzen die Brillanz. Sehr überzeugend hingegen war die Zusammenarbeit der Streicherstimmgruppen und die anspruchsvollen Solostellen, besonders hervorzuheben ist der erste Konzertmeister.

Mutiges Ausarbeiten der Mahlerschen „Banalvokabeln“, die Intonation des „tragischen Mottos“ durch die Hörner, das Fugato von Posaunen und Tuba in der Coda und das Aufgreifen der pastoralen Herdenglockenassoziation durch die hervorragende Solo-Oboe übersetzten die gedankenmusikalischen Ideen des Komponisten in symphonische Sprachgewalt.

Doch wie soll man Mahlers Imaginationslogik und seine artifizierte Mitteilung von sich an die Welt oder auch die außerordentliche Qualität der Wiedergabe durch Riccardo Chailly und das RSO in Worte setzen?

Rückblickend läßt sich nur feststellen, wie wichtig die endgültige Aufnahme von Mahlers Musik in unsere Konzertprogramme ist sowie, daß Berlin in bezug auf Mahler seinen bedeutendsten Dirigenten verliert, wenn Chaillys Vertrag zum Ende der Spielzeit ausläuft.

Axel Körner

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