: Bonner Kinderkram
■ S T A N D B I L D
(Eine Bonner Affaire, 16.1., 19 Uhr 30, ZDF) Wenn man gegen große Mißstände nicht angehen will, dann wirft man der Masse einen pseudokritischen Politfilm vor, der nicht in den höchsten Rängen spielt, sondern nur auf der Galerie. Dem Kampf der Elemente fällt ein harmloser Beamter der Regierungspartei (Helmut Zierl als Brest-Lombardi) zum Opfer, dessen Karriere noch nicht einmal richtig begonnen hat. Der Intrige verdächtig sind alle, verantwortlich demnach keiner. Glatter und diplomatischer kann man einen Spionagefilm, der am Ende gar keiner ist, nicht unter die Leute bringen. Natürlich, die Mühlen der Politik werden anklagend vorgeführt, doch eine Enthüllung ist das nicht: Auch vorher wußte man schon, daß schnellstens abgesägt wird, wer sich nur irgendwie verdächtig zeigt.
Die Halbherzigkeit ist selbst den Machern des Filmes nicht verborgen geblieben, und so haben sie flugs noch eine Liebesgeschichte eingeflochten, die das inhaltliche Manko wettmachen soll. Sie tut es nicht. Die Bonner Affaire wird zur Bonner Fassade, denn nicht die Ursprünge des Intrigenspiels werden verfolgt, sondern die Konsequenzen. So sieht man Brest-Lombardi sich im traulichen Gespräch mit Kiosk- und Reporterfreund, seiner letzten Vasallen versichern, man erhält Einblick in sein Liebesleid, und als er erst von polizeilicher Seite über die Gefahren seines Berufs als Politiker aufgeklärt werden muß, da ist man dann endgültig überzeugt: Dieser Mensch ist zu gut für jene Welt.
Das mag ja alles ganz nett sein, aber was ist mit dem Parteinetz, welches sich hinter dem Unglücklichen nahtlos wieder geschlossen hat? Was ist mit den Drahtziehern? Dies vermag das Kameraobjektiv nicht zu durchdringen, und so verging der Fernsehvorabend mit einem Geplänkel, das sich zur systemkritischen Informationsveranstaltung aufplusterte. Aber wer wäre denn so dumm, sich von einem ZDF-Team in die Karten schauen zu lassen?
Petra Kohse
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen