: 35-Stunden sollen genug sein
■ IG Metall-Männer peilen für die kommende Tarifrunde 35-Stunden-Woche an 5 Tagen an Weitergehenden Forderungen von Gewerkschafterinnen haben keine Priorität
Unter der Parole „Am Wochenende gehören wir zusammen“ will die IG Metall im Bezirk Hamburg (zu dem Bremen gehört) in die Tarifrunde 1990 einsteigen. Die Kampagne richte sich, so erläuterte IGM-Bezirksleiter Frank Teichmüller am Rande der gestrigen Sitzung der IGM-Tarifkommission in Bremen, gegen die von Unternehmern, einigen SPD-Oberen (z.B. Niedersachsen -Schröder) und Gewerkschaftsfunktionären (IG-Chemie-Rappe) ins Gespräch gebrachte Wochenendarbeit. „Wir wollen Arbeitszeitverkürzung an fünf Tagen“, machte Teichmüller die Marschrichtung von der 37-zur 35-Stunden-Woche deutlich. Wenn am 1. April 1990 der Tarifvertrag ausläuft, will die IG Metall eine neue Runde um die Arbeitszeitverkürzung einläuten, nachdem am 1. April 1989 von 37,5 auf 37 Stunden verkürzt wird.
Weitergehenden Forderungen nach der 30-Stunden-Woche mit
einem Sechs-Stunden-Arbei tstag, wie sie zahlreiche Gewerkschafterinnen inzwischen aufstellen, räumt Teichmüller nach Erreichen der 35 Stunden keine Priorität ein. „Die IG-Metall ist eine typische Männergewerkschaft“, erläuterte der Bezirksleiter. Und die Männer seien erstmal für eine weitergehende Arbeiszeitverkürzung nicht zu mobilisieren, die nach Auffassung vieler Gewerkschafterinnen der einzige Weg zur Gleichberechtigung von Männern und Frauen bei Beruf, Hausarbeit und Kindererziehung sei. Stattdessen erwarteten die Männer nach der 35-Stunden-Woche „Leistungsforderungen“
-soll heißen: mehr Geld.
Den Streit um die Sonntagsarbeit hält Teichmüller für ein Ablenkungsmanöver: „Alle gucken auf den Sonntag, damit ist der Samstag vogelfrei.“
Immerhin will sich die „typische Männergewerkschaft“ endlich der „Leichtlohngruppe 2“
annehmen. In Betrieben, wo es die „2“ noch gibt, will die IG Metall Höhergruppierungsaktionen starten. Außerdem soll der Begriff der „körperlich schweren Arbeit“ aus den Tarifverträgen gestrichen werden, weil er häufig den Frauen zum Verhängnis wird. Mit Abschaffung der „2“ allein wäre allerdings noch nicht viel erreicht. „Männer fangen fast nur bei 5 an“, berichtete der Bezirksleiter aus der Arbeitswelt.
Im Moment verhandelt die IG Metall Unterwesergebiet obendrein einen neuen Gehaltsrahmentarifvertrag für Angestellte. Mittelfristig peilt sie einen einheitlichen Tarifvertrag für ArbeiterInnen und Angestellte an, den es im Metallbereich erst bei einigen Firmen gibt. Zur Vereinheitlichung sollen jetzt erstmal die unteren Gehaltsstufen der Angestellten auf Arbeiterniveau angehoben werden.
G.M
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