: Arbeiten Sie wie ein Mann, Madame?
■ S T A N D B I L D
(Doppelpunkt, Mi., 18.1., 19 Uhr 30, ZDF) Was passiert, wenn fünf Frauen und eine Moderatorin eine dreiviertel Stunde über „Frauen in der Männerwelt“ diskutieren? Wenn eine Expertin von der Göttinger Uni zum Thema Quotenregelung und der Frage „Kind oder Karriere“ und ungefähr sechs - wiederum weibliche - Stimmen aus dem Publikum zu Wort kommen?
Doppelpunkt, eine Sendereihe, die zweimal im Monat jeweils mittwochs über den Äther geht, ist schon seit längerem bekannt und beliebt wegen ihrer brisanten Themen: Ob Sex, Aids oder Spielsucht, beinahe jedes heiße Eisen wird hier angefaßt.
An diesem Mittwoch sollten Frauen aus männerspezifischen Berufen Stellung zu Problemen nehmen, die sich aus ihrer Arbeitssituation ergeben, und, damit sie auch nicht von dem „starken Geschlecht“ in der Diskussionsrunde überrollt werden, wurden lieber erst gar keine Männer eingeladen.
Barbara Stückl moderierte, und auch die Frauen hinter den Kameras waren keine Selbstverständlichkeit: Die Medienwelt ist längste Zeit eine Domäne der Männer gewesen. (Nur der Kamerachef war tatsächlich noch männlich.)
Frauen unter sich: Warum entscheiden sich Frauen für einen Männerberuf? Aus Mangel an naturwissenschaftlicher Ausbildung, war die eine Antwort; eine Polizistin meinte, daß sie eigentlich in die Abteilung Frauen- und Jugendkriminalität wollte, „doch plötzlich fand ich mich in einer Uniform wieder“. Alle Frauen haben schlechte Erfahrungen mit ihren männlichen Berufskollegen gemacht. „Die warten nur darauf, daß du einen Fehler machst und rot wirst“, sagte eine Ingenieurin.
Spannung kam auf, als vom Publikum eingeworfen wurde, daß viele Frauen bis zu ihrer Heirat lieber Verkäuferinnen oder Krankenschwester sein wollen und daß das ein Generationsproblem sei: Und der Arbeitsmarkt in der Bundesrepublik sei eben geschlechtsspezifisch.
Die Frauen in der Diskussionsrunde ließen sich vom Publikum nicht irritieren. Die Diskussion zog sich schleppend hin, bis eine Frau die Reizfrage nach „Kinder oder Karriere“ stellte. Es wurden Vorschläge zur Lösung dieses Problems geliefert („Wenn Kinder, dann nehme ich mir eine Nanni“, erklärte die Maschinenbau-Ingenieurin mit ihrem „diffusen Verkäuferinnenlächeln“ (R. Herding). Eine andere widersprach etwas lahm, daß Kinder nicht geboren würden, um sie darauf wieder abzugeben.
Neue Anstöße wurden jedoch kaum gegeben, weil einfach ein Mann in der Runde als Konfrontation fehlte (das möchte ich doch sehr bezweifeln, denn wenn frau nichts dazu einfällt, nützt die anwesenheit eines Mannes auch nichts mehr, d. S -in) oder eine Alice Schwarzer, die provoziert, stichelt oder grob über den Mund fährt.
Simone Heimannsberg
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