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Der Kroate Marcowic wird Ministerpräsident im Vielvölkerstaat

Belgrad (dpa/ap) - Neuer jugoslawischer Ministerpräsident soll der 64jährige Kroate Ante Marcowic werden. Er wurde am Donnerstag von den neun Mitgliedern des Staatspräsidiums benannt. Jetzt soll ihn das Parlament auf der nächsten Sitzung formal wählen. Noch vor wenigen Tagen hatte die jugoslawische Öffentlichkeit seinem Gegenkandidaten, dem Serben Borisav Jovic, bessere Chancen eingeräumt, zumal dieser von Ministerpräsident Milosevic unterstützt wurde. Milosevic hat nun mit der gestrigen Entscheidung eine politische Niederlage erlitten. Die Neuwahl des Regierungschefs wurde nach dem Rücktritt von Branco Miculic am 30. Dezember erforderlich, dem die Schuld für Jugoslawiens Wirtschaftskrise mit 250 Prozent Inflation und zahllosen Streiks angelastet wurde.

Gleichzeitig wurden gestern neue Preiserhöhungen für über 300 Waren und Dienstleistungen angegeben. Unter anderem wird Benzin künftig um ein Drittel teurer verkauft. Eine jüngst erfolgte Abwertung des Dinars hat Importe verteuert. In den vergangenen zwei Wochen waren bereits die Preise für rund 1.000 Produkte und fast alle Dienstleistungen um 30 bis 70 Prozent erhöht worden.

Vor diesem Hintergrund dürften Marcowic seine beruflichen und wirtschaftspolitischen Erfahrungen zugute kommen. Er ist ausgebildeter Elektroingenieur und hat erfolgreich zwei große Unternehmen geleitet. Marcowic befürwortet unter anderem eine marktorientierte Wirtschaftsreform. Vor allem in Italien und in der BRD ist der neue Mann als Förderer des jugoslawischen Außenhandels bekannt. Für Aufregung sorgte zuletzt sein Bemühen, eine Münchner Bank zu Investitionen in Milliardenhöhe für eine Autobahn an der Adriaküste zu gewinnen. Hinter ihm stehen Slowenien und Kroatien, die beiden reichsten und nach Westen orientierten Republiken. Diese Konstellation dürfte allerdings gleichzeitig neue regionale Konflikte in Jugoslawien begünstigen.

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