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K O M M E N T A R Was gelernt

■ Radikalität des Uni-Streiks ist keine Frage seiner Parolen

In diesen Tagen fangen außerhalb der Bremer Universität viele Sätze mit „Damals“ an. Die meisten dieser Sätze gehen mit „wir“ weiter, in der Regel folgt ein Komparativ: „Damals waren wir politischer, bewußter, radikaler.“ Die streikenden Studeneten selbst leisten solchen Damals-Sätzen Vorschub: Aus der hautnahen Unzumutbarkeit ihrer eigenen Studienbedingungen in immer radikalere Aktionsformen geschliddert, schusterten sie die ihnen durch den Studienbetrieb selbst ausgetriebene „Theorie“ des eigenen Streiks durch Griffe ins 68er-Programm zusammen.

In Wirklichkeit tun die streikenden Studenten etwas ganz anderes. Im Streik legen sie momentan die längst installierte Lernfabrik „Universität“ lahm. An die Stelle ihrer bieder-individuellen Büffelei setzten sie für ein paar Tage radikal-kollektive Erfahrungen und lernen so zu ihrer eigenen Verblüffung mehr über die Universität, über Politik und über einander, als ihre dürr gewordenen Damals-Parolen aussagen. Und: Sie tun es unter schwierigeren Bedingungen: Wer 1975 das GW 2 besetzte, konnte sich der augenzwinkernden Solidarität linker Hochschullehrer sicher sein, wer 1989 das NW 2 besezt, muß mit Sanktionen rechter Professoren rechnen.

Klaus Schloesser

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