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Q U E R S P A L T E Kein Platz für FJS?

■ An welcher Straße Münchens darf der Landesvater hängen?

Eine schwierige, wenn nicht gar nicht die schwierigste Aufgabe seit langem, steht dem Münchner Stadtparlament bevor. Gilt es doch einen Platz zu finden für keinen Geringeren als den toten Franz Josef Strauß. Irgendwohin muß er, der unlängst verblichene Landesvater, und zwar auf die Straße, genauer gesagt auf ein blauweißes Schild derselben. Nur welche Münchner Prachtstraße, dem voluminösen Monarchen auf Lebenszeit angemessen, ist nicht schon nach einem anderen Kaiser oder Feldhernn benannt? Unvorstellbar der Gedanke, am Ende könne nur noch ein winkliges Strauß-Gäßchen übrig bleiben. Um angemessene Vorschläge ward also gebeten, als der Ältestenrat der Stadt gestern zu diesem Thema zusammentrat.

Einen bestechend praktischen Vorschlag hatte der zuständige Baureferent schon zuvor unterbreitet. Eine autobahnähnliche Ausfallstraße zur Trabantenstadt Neu-Perlach solle in ihrer vollen Häßlichkeit durch den Namen Franz Josefs geschmückt werden. Das hätte den ungeheuren Spareffekt gehabt, daß der Stadt keine Kosten für die Adressenumbenennungen der Anwohner entstanden wären, denn die gibt es an dieser von Lärmschutzwällen umgebenen Straße nicht. Doch als sich selbst die Grünen ob der Häßlichkeit der Autopiste mit diesem Vorschlag anfreunden konnten, blieb der Protest der CSU nicht aus. Eine Beleidigung sei diese Idee, zumal diese geplante Strauß-Straße ausgerechnet auf den Karl-Marx-Ring zu münden drohte. Ein Platz im Zentrum, auf der historischen Münchner Achse gebühre dem Unvergleichlichen, forderte die CSU. Unweit der Feldherrnhalle, direkt am Siegestor, dort solle er sein, der Franz-Josef-Strauß-Platz. Ein Siegestor schien nicht nur dem Landesvater angemessen, hier entschwand er auch unter feierlichem Trommelwirbel im letzten Jahr zur letzten Ruh - und nicht zuletzt könnten ihm hier täglich 50 -60.000 vorbeischleichende Autofahrer noch einmal hupend salutieren. Doch da waren nun die Grünen vor, die schon seit langem den Siegestorplatz zum Friedensplatz machen wollen. Und überhaupt sei dieser Ort viel zu dicht an der Universität und dem benachbarten Geschwister Scholl Platz gelegen.

Bleibt noch die Idee, den begeisterten Sportflieger auf dem neuen Flughafen München II namentlich zur Ruhe zu betten. Nur wer möchte die ständigen Durchsagen der Stewardessen hören, man werde in zwei Minuten auf Franz-Josef-Strauß landen? Eine schwierige Aufgabe für die Stadt München, und so forderte der Ältestenrat denn auch nach ergebnisloser Sitzung sämtliche Fraktionen auf, noch einmal kräftig nachzudenken - und sich dabei ruhig Zeit zu lassen.

Vera Gaserow

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