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Kollaboration

Die Wiener KSZE-Schlußakte - Grund zur Euphorie?  ■ G A S T K O M M E N T A R

Im Klartext forderten Mitglieder des vorige Woche in Bonn gegründeten „Menschenrechtskomitees Rumänien“, die Bundesregierung möge mit Boykott und wirtschaftlichen Sanktionen auf die Diktatur in Rumänien reagieren. Denn mittlerweile dürfte jedem bewußt sein, daß solche Maßnahmen die Situation der Bevölkerung in Rumänien keinesfalls verschlechtern würden. Der Ceausescu-Clan verwendet die Wirtschaftsgelder zur Finanzierung der Wahnsinnsprojekte des „Conducators“ und bezahlt damit die Privilegien des Geheimdienstes und Aktionen gegen die Bevölkerung.

Das Unterzeichnen der Schlußakte der Wiener KSZE -Folgekonferenz wurde lautstark bejubelt. Ja, nun sei eine Handhabe da, ein Abkommen, das alle Unterzeichner einhalten müßten. Doch die Tinte auf dem Papier war noch nicht getrocknet, da hörte man schon die ersten Um -Interpretationen. Ceausescu ließ sofort verkünden, daß Rumänien zwar unterzeichnet habe, sich aber an die Vereinbarungen nicht halte.

Ein neuer Tenor kommt aus Moskau: Gorbatschows Geduld sei zu Ende. Wie dieses Ende aussieht, darauf wäre ich schon neugierig. Tatsache aber ist, daß ein internationaler Boykott dieses menschenfeindlichen Regimes sich als dringend notwendig erweist. Die Situation in Rumänien ist derart katastrophal, daß jedes weitere Verhandeln und jede wirtschfatliche Kooperation mit den regierenden Verbrechern aus Bukarest sich als Kollaboration darstellt. Richtiggehend makaber finde ich den Kauf von Lebensmitteln aus Rumänien, da diese in den knurrenden Magen des in Rumänien lebenden Menschen gehören und keinesfalls in die Regale eines westlichen Supermarkts. Solche Maßnahmen sind dringend an der Zeit. Denn nur auf diese Art ist der Anachronismus Ceausescu, der ein ganzes Land mit mittelalterlichen Mitteln knechtet, aus dieser (europäischen) Welt zu schaffen.

Helmuth Frauendorfer, deutschsprachiger Schriftsteller aus Rumänien, seit Ende 1987 in West-Berli

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