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SPD denkt an Beugehaft für Wörner

■ Koalitionsinterne Einigung über Wörners Erscheinen im Untersuchungsausschuß in Sicht

Berlin (taz) - „Erstaunt und verärgert“ zeigte sich Alfred Dregger (CDU) angesichts der Affäre. „Völlig unverständlich ist mir die Reaktion des Herrn Dregger“, giftete Manfred Wörner (auch CDU) zurück. Die im besten Oxford-englisch verfaßte Absage des NATO-Generalsekretärs und Ex -Tiefflugministers an den Untersuchungsausschuß zur Ramstein -Katastrophe sorgt weiter für koalitionsinternen Krach und koalitionsexterne Heiterkeit. Alfred Biehle (CSU), Vorsitzender des Ausschusses, rechnete gestern weiter mit der Möglichkeit, „daß Wörner erscheint“. Er hat inzwischen Außenminister Genscher (FDP) um Unterstützung gebeten. Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU), die sich vermittelnd eingeschaltet hat, ist zuversichtlich: „Ich bin sicher, daß es eine Lösung geben wird.“ Damit dürfte sie kaum die des SPD-MdB Horn gemeint haben, der drohte, daß „wir auch einen Herrn Wörner in Beugehaft“ nehmen können. Wörner hatte sein Nicht-Erscheinen vor dem Ausschuß damit begründet, daß er in seiner Funktion als Nato -Generalsekretär nicht vor einem nationalen Untersuchungsausschuß auftreten könne. Dem widersprach jedoch der deutsche Nato-Gesandte von Ploetz: Es sei allein Wörners „persönlicher Entscheidung überlassen“, zu erscheinen oder nicht. Auch im Auswärtigen Amt in Bonn kam man zu dem Schluß, daß Wörner in seiner Funktion als Ex -Verteidigungsminister erscheinen müsse.

Laut 'Bild am Sonntag‘ ist Wörner inzwischen doch zu einer Aussage bereit. Allerdings habe er die Garantie verlangt, daß Fragen „nur in Zusammenhang mit meiner Arbeit als früherer Verteidigungsminister“ gestellt würden. Fragen zu den Rechten der Alliierten - um die es bei dem Ramstein -Untersuchungsausschuß auch geht - wolle Wörner dagegen nicht beantworten.

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