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Fußball in Albanien

Eine Sportbuchrarität im Selbstverlag  ■  WIR LASSEN LESEN

Kein anderes Land in Europa dürfte den meisten Bundesbürgern so unbekannt sein wie Albanien. Das betrifft die sozialen und politischen Verhältnisse ebenso wie den Sport in diesem auf der Balkanhalbinsel gelegenen Bergstaat der Skipetaren. Allenfalls Fußballinteressierte wissen, daß das albanische Nationalteam bei Europa- und Weltmeisterschaftsqualifikationen schon so manches Mal zum Stolperstein für die etablierten Fußballnationen wurde. Und auch Vereinsnamen wie Vlaznia Shkodra, Flamurtari Vlora, Dinamo, Partizan oder 17. Nentori Tirana tauchen mit schöner Regelmäßigkeit in den ersten Runden der diversen europäischen Pokalwettbewerbe auf.

Obwohl den albanischen Kickern international noch immer das Etikett der „Fußballexoten“ anhaftet, ist das Spiel mit dem runden Leder die mit Abstand beliebteste Sportart im Lande. Derzeit kicken in den 200 Clubs etwa 5.000 Fußballer, allesamt Amateure. Und die albanischen Fußballstadien gehören, was den Zuschauerschnitt anbelangt, zu den bestbesuchten in der ganzen Welt. Dies und noch vieles mehr ist dem Buch Futbolli ne Shqiperi (Fußball in Albanien) zu entnehmen, das der belgische Fußballhistoriker Serge van Hoof nach jahrelangen Recherchen 1988 herausgegeben hat.

Mit Hilfe des albanischen Journalisten Skifter Kellici spannt van Hoof auf 123 Seiten den Bogen von der ersten albanischen Meisterschaft im Jahre 1930 bis in die Gegenwart. Anhand zahlreicher Tabellen, Statistiken und Diagramme wird die Geschichte des albanischen Fußballs in Meisterschaft und Pokal nachgezeichnet. Zudem werden sämtliche von der Nationalmannschaft seit 1946 ausgetragenen Länderspiele dokumentiert sowie die einzelnen Vereinsmannschaften vorgestellt. Fotos, Landkarten und Vereinsembleme runden die Fülle an Informationen ab.

Das in Flämisch, Deutsch, Englisch und Französisch verfaßte und vom Autor im Eigenverlag herausgegebene Buch hat allerdings einige drucktechnische Mängel. Die deutschsprachigen Passagen sind zudem arg holprig geraten; eine bessere Übersetzung wäre hier wünschenswert. Das Buch hat aber auch ausgesprochen liebenswerte Seiten. Beispielsweise die, wo der Autor eigenhändig die Trikots der albanischen Vereinsmannschaften mit Filzstiften farbig ausgemalt hat. Nicht zuletzt deshalb ist Futbolli ne Shqiperi eine echte Sportbuch-rarität, die mit 30 Mark allerdings nicht gerade billig ist. Trotzdem: Wer ein Faible für Fußballgeschichte und -statistik hat, der sollte die Investition nicht scheuen.

Georg Diederichs

Serge van Hoof: „Futbolli ne Shqiperi“, Eigenverlag, Rijmenam 1988. 123 Seiten, 30 Mark. Zu bestellen: Oude Booischotse Baan 17, 2830 Rijmenam (Bonheiden), Belgien.

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