piwik no script img

Irak hat B-Waffen bereits eingesetzt

Kurden-Opposition berichtet von 150 Typhus-Toten durch biologische Waffen in Flüchtlingslagern  ■  Aus Genf Andreas Zumach

Der Irak hat biologische Waffen nicht nur produziert, sondern offenbar bereits eingesetzt. Oppositionelle Kurden präzisierten gestern in Genf entsprechende Vorwürfe gegen die Regierung in Bagdad. Shazad Sabib, Vertreter der „Vereinigten Kurdischen Front“ in Westeuropa, berichtete der taz vom „Einsatz von Typhuserregern“ gegen die kurdische Bevölkerung in den Lagern Bainjan und Jajnehan im Distrikt Bazian der Provinz Sulaimanie. Die Front ist ein Zusammenschluß der fünf kurdischen Oppositionsorganisationen.

In diesen beiden sowie weiteren Lagern leben Kurden nach der Vertreibung aus ihren Dörfern durch die irakische Armee. Saib: „Ende September 1988 hat es dort 150 Typhustote gegeben.“ Sie seien, so der Sprecher der Oppositionsgruppen, „von irakischen Soldaten verscharrt worden“. 350 Kranke mit Typhussymptomen, so Saib weiter, „wurden von Soldaten in Militärkrankenhäuser in die Provinz Kirkuk geschafft und dort unter Quarantäne gestellt“.

Die US-Fernsehgesellschaft ABC hatte vergangene Woche berichtet, der Irak produziere Thy Fortsetzung Seite 2

FORTSETZUNG VON SEITE 1

phus- und Choleraerreger, die jedoch noch nicht zum Einatz gekommen seien. Das bezeichnete Saib als „Falschinformation“. Der ABC-Konkurrenzsender CBS hatte dagegen den Ausbruch von Typhus in Kurdenlagern als mögliches Anzeichen für die Anwen dung biologischer Waffen ge wertet.

Eine schnelle und wirksame Vor-Ort-Überprüfung der Vorwürfe über Entwicklung, Produktion, Lagerung oder gar Anwendung von B-Waffen durch die UNO oder andere internationale Inspektoren

gruppen ist bis heute nicht möglich. Ähnlich wie das Genfer Protokoll von 1925 zum Verbot des Chemiewaffeneinsatzes enthält auch das B-Waffen-Verbotsabkommen - 1972 vereinbart, seit 1975 in Kraft und bislang von 109 Staaten, darunter dem Irak unterzeichnet - keine verbindlichen Kontroll- und Inspektionsmechanismen vor.

Das verhinderten die USA, die BRD und andere westliche

Staaten. An ihrem Widerstand scheiterte auch die nachträgliche Vereinbarung solcher Regelungen bei den Konferenzen zur Vertragsüberprüfung in den Jahren 1980 und 1986. Die nächste Konferenz ist für 1991 vorgesehen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen