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Anwalt war seit Freitag Geisel

■ Geiselnehmer wollte vom Staat eine Sicherheit im Streit mit seinem Vater Staatsanwalt unterstellt Mittäterschaft einer Kneipenaushilfe

Mit Präzisionsschützen und einem ganzen Haufen SEK- und MEK Beamten belagerte die Polizei am Montag einen Geiselnehmer, der anscheindend in grenzenloser Naivität annahm, ein Strafverfolgungs-Verzicht, unterschrieben von einem Bremer Senator, schütze tatsächlich vor Strafe und er können ergo nach getaner Tat in Ruhe nach Hause gehen. Diese Bewertung drängt sich nach einer Pressekonferenz des ermittelnden Staatsanwaltes Hans Georg von Bock und Polach auf. „Ich wollte vom Staat eine Sicherheit, daß man mich hört und

ich alles wiederbekomme,“ so begründete der 28jährige Köksal Sabah seine Tat in einer ersten Vernehmung.

Wiederbekommen wollte der hochverschuldete Mann vor allem etwas von seinem Vater, Besitzer des Hauses, indem das Cafe Paletti ist. Aber der hatte ihm nach langen heftigen Auseinandersetzungen (im September 1987, so die Kripo, hatte der Vater erst das Auto Köksals demoliert und dann ihn selbst verprügelt) nun auch noch das Cafe Paletti gekündigt. In vierzehn Tagen sollte Köksal geräumt haben.

Am Freitag abend war Vater Sabah bei Rechtsanwalt Leschmann gewesen, um über die Familienauseinandersetzungen zu beraten. Als Leschmann danach auf die Straße trat, wurde er von Köksal Sabah angesprochen. Aus dem Gespräch wurde ein Streit, daraus die Geiselnahme.

Dabei soll der 27jährigen Günter H., Aushilfe im Paletti, geholfen haben. Zumindest ermittelt Bock gegen beide Männer und hält es inzwischen für möglich, daß die Anklage auf Geiselnahme in einem minder schweren Falle lauten könnte.

hbk

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