Ein Brief belastet Papandreou

■ Brief des Betrügers Koskotas an griechischen Premier aufgetaucht

Berlin (taz) - In der griechischen Affäre um den derzeit in den USA einsitzenden Millionenbetrüger Koskotas ist ein Brief aufgetaucht, der den Ministerpräsidenten Andreas Papandreou schwer belastet. Die Zeitung 'Eleftherotypia‘ veröffentlichte am Wochenende ein vom 27. Oktober datiertes Schreiben, in dem Koskotas Papandreou auffordert, die in finanzielle Schräglage geratene „Bank von Kreta“ müsse an „der Regierung freundlich gesinnte Personen“ verkauft werden. Anderenfalls seien „unerwünschte Indizien“ zu erwarten.

Kurz zuvor war die erste Finanzlücke in der Bank von Koskotas entdeckt worden - inzwischen beläuft sich der Schaden auf mindestens 500 Millionen Mark. Nur fünf Tage nach dem Schreiben an Papandreou hatte die Staatsanwaltschaft Koskotas statt der üblichen 48 Stunden elf Tage zur Vorbereitung der Anklage gegen ihn zugestanden. Diese Frist nutzte der Betrüger, um gen USA zu entschwinden. Exakt drei Tage nach Abgabe des Briefs an Papandreou geschah genau das, was Koskotas in dem Schreiben verlangt hatte. Zwei Günstlinge der Pasok-Regierung übernahmen für etliche Millionen Mark die Bank - obwohl zu diesem Zeitpunkt niemand abschätzen konnte, wie stark das von Koskotas ausgeplünderte Geldinstitut verschuldet war.

Die Regierung Papandreou bestritt am Wochenende nicht einmal die Echtheit des brisanten Briefes. Der Regierungssprecher ließ lediglich erklären, das Schreiben sei bei Papandreou nie eingegangen.

klh