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Unglücksschacht wird aufgebohrt

Die Arbeiten am Endlagerschacht Gorleben wurden erneut aufgenommen / Betonpfropfen soll wieder beseitigt werden / Durch das Unglück von Mai 1987 drei Jahre Verzögerung  ■  Aus Hannover Jürgen Voges

Nach einer Zwangspause von 20 Monaten hat die Deutsche Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern (DBE) zum Wochenbeginn die Arbeiten am SchachtI des Gorlebener Atommüllagers wieder aufgenommen. Bereits am vergangenen Freitag hatte das zuständige Bergamt Celle ein neues Ausbaukonzept für den Schacht genehmigt, mit dem 13 Tonnen schwere Stahlringe den Endlagerbau gegen den hohen Druck des umliegenden Gebirges sichern sollen. Dieser Gebirgsdruck hatte im Jahre 1987 beinahe zum völligen Einsturz des Endlagerschachtes geführt.

Im Mai 1987 war im Gorlebener Endlagerschacht in 239 Meter Tiefe ein Bergmann von einem herausgedrückten Sicherungsring erschlagen worden. Eine Woche später mußten die Bauarbeiten gänzlich eingestellt und der Schachtboden zwölf Meter hoch mit Beton gefüllt werden, nachdem sich die Schachtwand um mehr als 20 Zentimeter verschoben hatte.

Bei dem jetzt beginnenden zweiten Anlauf zum Niederbringen des Endlagerschachtes muß nicht nur der zwölf Meter hohe Betonpfropfen wieder herausgehauen werden. Auf einer Höhe von 22 Metern müssen die Bergleute von der bauausführenden „Arbeitsgemeinschaft Schächte Gorleben“ auch die 60 Zentimeter starke Schachtwand aus Betonsteinen entfernen, um für die neu einzubauenden tonnen schweren Stahlringe Platz zu schaffen.

Die jetzigen Bauarbeiten haben erst mal mit einer weiteren Füllung des Schachtes begonnen. 600 Kubikmeter Kies wurden in den Schacht gekippt, um sieben Meter oberhalb des Bentonpfropfens eine Arbeitsebene für den Einbau der ersten Stahlringe zu schaffen. Die DBE rechnet damit, daß es noch rund ein Jahr dauern wird, bis man den zwölf Meter hohen Betonpfropfen wieder entfernt haben wird. Insgesamt hätte sich dann der Bau des Endlagers durch das Schachtunglück um fast drei Jahre verzögert.

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