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Imhausen-Manager packt aus

Tochterfirma der bundeseigenen Salzgitter AG soll Blaupausen für libysche „Kampfstoffanlage“ geliefert haben / Finanzministerium fiel aus allen Wolken  ■  Von Petra Bornhöft

Berlin (taz/ap) - Nun gibt es einen zweiten wichtigen Zeugen, der die Tochterfirma des bundeseigenen Konzerns Salzgitter AG beschuldigt, „nicht nur Teilpläne für das umstrittene Chemiewerk im libyschen Rabta, sondern auch Blaupausen für die gesamte Anlage“ gefertigt zu haben. Dies meldete gestern das Nachrichtenmagazin 'stern‘. Danach soll bereits Anfang vergangener Woche ein Manager der Imhausen -Chemie vor der ermittelnden Staatsanwaltschaft Offenburg ausgepackt haben. Bei den drei zuständigen Staatsanwälten waren gestern nachmittag die Telefonleitungen blockiert. Das Bundesfinanzministerium, das dem 'stern‘ zufolge schon seit Tagen informiert ist, fiel offiziell aus allen Wolken. Sprecher Hans-Dieter Wichter zur taz: „Ich finde es auch etwas unglücklich, daß ich hier nur rumstottern kann.“

Gleichwohl wiederholte Wichter die von Finanzminister Stoltenberg seit letzter Woche vertretene Ansicht, es gebe „derzeit keine Hinweise auf eine Beteiligung der Salzgitter Industriebau GmbH (SIG) am Libyen-Geschäft“. Dabei berief sich Wichter ausdrücklich auf „ziemlich sorgfältige Recherchen der Salzgitter AG“, die dem Finanzministerium bekannt seien. Der Konzern hatte sich öffentlich damit verteidigt, die SIG habe nur „Teil-Engineering-Arbeiten für die Gebiete Rohrleitungsbau und Elektronik für eine Anlage zur Produktion von pharmazeutischen Vor- und Zwischenprodukten“ in Hongkong verkauft. Auf Libyen hatte es nach Angaben der Salzgitter „nie den geringsten Hinweis„gegeben.

Laut 'stern‘ behauptet der Imhausen-Manager das Gegenteil. Fortsetzung Seite 2

Der Auftrag an die SIG sei 1984 erteilt worden, die Pläne 1986 fertiggeworden. Die Zusammenarbeit zwischen Imhausen und SIG habe bis in die jüngste Vergangenheit gereicht, weil ständig Details der Baupläne geändert werden mußten.

Bei diesen Besprechungen sei es ein „offenes Geheimnis“ gewesen, daß das Projekt „Pharma 150“ nicht in Hongkong, sondern in Libyen stehe. Auch sei klar gewesen, daß es sich um eine chemische Großanlage zur Produktion von hochgiftigen Substanzen handle. Imhausen habe

den SIG-Planern präzise Vorgaben geliefert, nach denen zum Beispiel Leitungen und Ventile extrem säure- und hitzebeständig sein müßten. Ausdrücklich sei eine besondere Geheimhaltung vereinbart worden.

Diese Angaben decken sich auffallend mit den Informationen, die Horst Körbler, Ex-Geschäftsführer der Firma IBI Engineering in Frankfurt, Beamten des BND und des Zollkriminalinstitutes weitergab. Sollte der leitende Staatsanwalt Werner Botz tatsächlich, wie der 'stern‘ behauptet, die Aussagen des Imhausen-Managers „unverzüglich“ an das Finanzministerium übermittelt haben, dann fällt jetzt der Verdacht der Vertuschung auch auf Minister Gerhard Stoltenberg. Darüber werden heute die Mitglieder des Auswärtigen Ausschusses in Bonn auf einer Sondersitzung beraten.

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