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Robin Wood auf hohen Stühlen im Ministerium

■ Protest gegen Genehmigungspraxis bei Hochtemperatur-Reaktoren

Hannover (taz) - Um der Forderung nach Abbruch des Genehmigungsverfahrens für Hochtemperatur-Modul-Reaktoren Nachdruck zu verleihen, haben gestern 35 Mitglieder der Umweltschutzorganisation „Robin Wood“ das Umweltministerium in Hannover besetzt. Gleichzeitig protestierten Mitglieder der Organisation in Bergisch-Gladbach bei der Siemens-Firma Interatom gegen die Planung von neuen kompakten Atomkraftwerken, zu denen der Typ HTR-Modul gehört.

Punkt zehn Uhr stürmten die UmweltschützerInnen mit Proviant und Schlafsäcken bepackt, durch den Haupteingang des Ministeriums und ließen sich im Foyer haüslich nieder. Ein vier mal fünf Meter großes Transparent mit einem großen roten Stopp-Zeichen und der Aufschrift „Stopp HTR-Modul keine neuen AKWs“ hing schon kurz darauf über dem Hauptportal. Was Robin Wood von dem standortunabhängigen Genehmigungsverfahren für die solche Reaktoren hält, führten die Besetzer dann drinnen in einer kleinen gespielten Szene vor: Auf zwei Meter hohen Stühlen sitzend, schoben da Umweltminister Remmers und der HTR-Hersteller Siemens Genehmigungen und AKWs über den Tisch, während unten eine auf einem Kinderstühlchen sitzende „Bürgerin“ sich vergebens um Beteiligung mühte.

Der Umweltminister selbst weilte allerdings gestern nicht in Hannover, sondern in Bonn, um dort einen Vortrag über das C in dem Wort „Politik“ zu halten. Vom Umweltministerium, das dann noch den Leiter der Kernenergie zu einem kurzen Gespräch ins Foyer schickte, wurde schon bei Beginn der Besetzung erklärt, man werde nicht nach der Polizei rufen.

Jürgen Voges

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