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Jansen-Werft: Job-Pool, neue Produkte

■ Werft ist verkauft, doch die Belegschaft gibt nicht auf / Eigene GmbH zur Job- vermittlung / Alternative Produkte geplant: Landgemeinde bestellt Windgeneratoren

Am Donnerstag versammelte sich in Leer die Belegschaft eines Betriebes, den es schon gar nicht mehr gibt. In Konkurs ging die Jansenwerft schon vor fast zwei Jahren. Im Dezember 1988 wurde der Betrieb dann richtiggehend liquidiert: Die Hamburger Auktionsfirma Dechow verscherbelte die Maschinen und zuletzt ging das Grundstück mitsamt Hallen, Kränen und Helgen für rund vier Millionen Mark an eine Hamburger Rechtsanwaltskanzlei. Die drei Juristen, unerfahren in wirtschaftlichen Dingen, wollen aus der Pleite-Werft einen „Industriepark“ machen. Firmen aus Süddeutschland sollen das Gelände ganz oder teilweise pachten und sich dort ansiedeln. Doch noch stehen die Interessenten nicht Schlange. Am Mittwoch erschien in der Stuttgarter Zeitung eine Anzeige des Auktionshauses und des Landkreises Leer: Der Kreisdirektor bietet sich an, etwaigen Pächtern bei der Ansiedlung behilflich zu sein. Ein wich

tiges Argument im Text der Anzeige: „Qualifizierte Arbeitskräfte erwarten Sie“.

Die qualifizierten Arbeitskräfte, die ehemaligen Jansenarbeiter also, saßen am Donnerstag im „Ostfriesenhof“ und machten sich über die Zukunft der Werft ihre eigenen Gedanken. Unterstützt von Wissenschaftlern aus Emden, Dortmund und Berlin machten sie sich schon seit Monaten Gedanken über ein alternatives Produktionsprogramm, das auf die Bedürfnisse und ökologischen Probleme der ostfriesischen Region abgestimmt sein soll. Am weitesten fortgeschritten ist das Projekt: Strom aus Wind. Eine Samtgemeinde aus dem Rheiderland will den früheren Werftarbeitern 50.000 Mark für Planung und Entwicklung einer Stromversorgungsanlage zu Verfügung stellen. Sämtliche Elektrizität, die die Gemeinde verbraucht, soll damit aus den Wind gewonnen werden, der ständig über das platte Land an

der Ems fegt.

Über andere Produktideen wurde auf der Versammlung am Donnerstag weiter diskutiert. Die Zeit sitzt den Arbeitern im Nacken. Seit dem Konkurs ihrer Werft haben fast alle Beschäftigte Umschulungs - und Fortbildungskurse absolviert. Doch schon Ende Januar laufen die ersten Maßnahmen aus, die Arbeitslosigkeit droht. Fast noch mehr jedoch fürchten die Schiffbauer eine Vermittlung durch das Arbeitsamt in neue Jobs. Denn was bei einer Erwerbslosenquote von rund 25 Prozent an Arbeit zu kriegen ist, das ist unqualifiziert und weit von zu Hause weg. Die Jansen-Arbeiter wollen sich deshalb überhaupt nicht einzeln vermitteln lassen, sondern ihren Zusammenhalt als Belegschaft bewahren. Deshalb werden sie im Februar eine eigene Firma gründen, einen Beschäftigungspool, bei dem sie alle ein festes Arbeitsverhältnis finden.

Der Beschäftigungspool, an

fangs mit Öffentlichen Geldern unterstützt, stellt seine Mitglieder dann anderen Firmen zur Verfügung, wenn dort personelle Engpässe auftreten. Schon im Februar soll der Pool als Gmb H gegründet werden, mit einer „demokratischen Geschäftsordnung“, wie der Leeraner IG Metallsekretär Clemens Bollen der taz sagte. Perspektive der Gmb H: Der Verleih von Arbeitskräften soll nur der Anfang sein. Später soll die Firma Fertigungsaufträge an Land ziehen, die seine Mitglieder dann abarbeiten. Am liebsten da, wo sie auch früher geschuftet haben: auf der Jansen-Werft. Doch die neuen Eigentümer haben signalisiert, daß sie das nicht zulassen wollen.

An ihre Adresse richtete Betriebsratsvorsitzender Enno Wübbens am Donnerstag klare Worte: „Wenn die bis Juni in ihrem - Industriepark- keine Industrie angesiedelt haben, dann holen wir uns die Werft zurück“.

mw

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