: NPD, DVU und die REPs
In der NPD-Zentrale in Stuttgart knallten in der Wahlnacht die Sektkorken. Obgleich der „Republikaner„-Führer Franz Schönhuber dem schon existierenden rechten Bündnis zwischen der NPD und der „Deutschen Volksunion“ (DVU) des rechtsradikalen Großverlegers Frey bislang die kalte Schulter zeigte, kriegte sich NPD-Sprecher Karlheinz Vorsatz am Telefon kaum noch ein: „Ein Sieg für alle nationalen Parteien - und damit auch ein Sieg für die NPD.“
Immerhin hätten die NPD-Anhänger in der „ehemaligen Reichshauptstadt“ mit ihrem Votum für die „Republikaner“ den „nationalen Kräften“ zum Durchbruch verholfen. Die „Leihstimmen“ kamen zwangsläufig, denn die NPD des Herrn Mußgnug darf aufgrund alliierter Bestimmungen (O-Ton NPD: „Besatzungsrecht“) in West-Berlin nicht zu Wahlen antreten. Seit Jahresfrist träumt der NPD-Chef den Traum von der Vereinigung der bundesdeutschen Rechtsparteien, denn „das Lager der Rechten in Deutschland umfaßt weit mehr Anhänger, als die NPD zu mobilisieren in der Lage ist“. Doch bislang widerstand „Republikaner„-Führer Schönhuber den Annäherungsversuchen der NPD, die - nach den Vorstellungen von Mußgnung und Volksgenossen - Mittler zwischen den feindlichen Brüdern Schönhuber und Frey (DVU) spielen soll.
Seit Jahren sind sich die beiden Exponenten der „nationalen Bewegung“ (Mußgnug) nämlich alles andere als grün. Schönhuber hält Frey für einen „Vereinsmeier und Geschäftemacher“, und der nennt seinen Kontrahenten gerne einen „Hinterwäldler“. Doch die NPD ist „voller Hoffnung“, daß die Basis in beiden Lagern die „Spitzenmänner“ mittelfristig zur Einigung zwingen wird, „damit wir alle national denkenden Menschen an die Wahlurnen führen können“ (NPD-Sprecher Vorsatz).
In Essen sei - im Hinblick auf die nordrhein-westfälischen Kommunalwahlen im Oktober - das Bündnis zwischen NPD/DVU und „Republikanern“ „bereits Wirklichkeit“ geworden. Und diese Taktik werde in anderen Kommunen gezielt weiter vefolgt bis hin zur Zusammenarbeit auf Länder- und Bundesebene.
Noch sind diese Träume der NPD Schäume, denn die „Republikaner“ werden auch bei den Europawahlen im Sommer alleine antreten, und zwar gegen das Bündnis NPD/DVU, die „Liste D“. Noch immer ist Schönhuber nicht nur stolz, ein Deutscher zu sein, sondern auch darauf, daß seine „Republikaner“ - im Gegensatz zum Bündnis NPD/DVU - nicht Gegenstand der Beobachtung durch den Verfassungsschutz sind.
Dennoch wird der Wahlerfolg der „Republikaner“ in West -Berlin von der NPD als „Glied in einer Kette von Erfolgen“ gesehen, die sich die „nationale Rechte“ gemeinsam um den Hals hängen dürfe. Vorsatz nennt die Wahlerfolge in Bremen, Baden-Württemberg und jetzt in Berlin sowie die „unglaubliche Rücklaufquote“ der DVU-Postwurfaktion in den letzten Wochen „Meilensteine auf dem Weg zur Etablierung einer rechten Partei innerhalb des bestehenden linkslastigen Parteienspektrums“. Nach Angaben des NPD-Sprechers sind im Verlauf der Postwurfaktion der DVU etwa 10.000 Anträge auf Mitgliedschaft bei Frey eingegangen. Insgesamt hätten 500.000 BürgerInnen den DVU-Fragebogen ausgefüllt - „und zwar für uns positiv“. Die „deutschen Unterprivilegierten“ würden sich zunehmend zu Wort melden. Gerade die Arbeiter in Deutschland seien „ein ungemein konservatives Volk“.
Klaus-Peter Klingelschmitt
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen