Militär

■ „Garant“ für die Einheit Jugoslawiens

Jugoslawiens Kommunisten machen sich und der Öffentlichkeit nichts mehr vor. Sie sind so zersplittert wie ihr Land. Die einheitliche Ideologie, seit Titos Tod mühsam gekittet, ist endgültig dahin. Auf der ZK-Konferenz wird diskutiert, daß die Fetzen fliegen. In den Massenmedien der verschienden Republiken werden Kampagnen geführt, als stünden sich Kriegsgegner gegenüber.

Waren die Parteien der einzelnen Republiken schon in den letzten Jahren zu Interessensvertretern ihrer Regionen, herabgesunken, so scheint jetzt ein Wandel einzutreten: auf der ZK-Konferenz hat sich der Kampf auf zwei Optionen zugespitzt, die Jugoslawien in zwei Lager teilt. Der autoritären, mit nationalistischer Phraseologie garnierten, zentralistischen und stalinistischen Option des Serben Milosevic steht die föderalistische Option aus Kroatien und Slowenien gegenüber. Diese Option birgt wenigstens die Möglichkeit, demokratische Reformen einzuleiten, die Chancen für die Überwindung der gravierenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Krise offenlassen.

Wenn nun Militärs wieder die Einheit der Partei fordern, müßten sie eigentlich wissen, daß die nicht mehr möglich ist. Die politischen Auseinandersetzungen sind zu einem Machtkampf zwischen zwei Lagern geworden, die selbst bei den Militärs eine Rolle spielen. Die unverhüllte Drohung jedoch, bei einer weiteren Blockade des Systems einzugreifen, zielt nicht nur auf die Sorge um die Einheit der Nation. Die demokratische Opposition soll in altbewährtem Stil gewarnt werden, die Schwäche der Kommunisten auszunutzen und die Demokratisierung selbst in die Hand zu nehmen.

Erich Rathfelder