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Omayrat - unerwünscht

■ Elfköpfige kurdische Familie kriegt kein Geld vom Sozialamt mehr / Fliegen aus Hotel raus

Der Wirt des Gröpelinger Hotels „Stadt Dortmund“ will vielleicht noch bis Dienstag kommender Woche abwarten. Allerspätestens. Aber dann will er die elfköpfige Familie Omayrat endgültig aus seinem Hotel rauswerfen. Denn das Bremer Sozialamt zahlt seit dem 16. Januar keinen Pfennig mehr für diese mittellosen, stromverbrauchenden kurdisch -libanesischen Gäste. Eine Mitarbeiterin des Sozialamtes hat den Wirt bereits telefonisch aufgefordert, die Flüchtlingsfamilie Omayrat doch endlich an die Luft zu setzen.

Vom Ausländerrecht her gesehen haben Omayrats keinen Anspruch, sich noch Monate oder gar Jahre in Bremen aufzuhalten. Aber einige Wochen müssen die Omayrat/Karamets noch in Gröpelingen bleiben, solange bis vor allem der zuckerkranke Familienvater reisefähig ist. Sein Arzt Dr. Streicher zur taz: „Es sind im Moment tägliche Blutzuckerkontrollen erforderlich. Ich habe es schon vermieden, Herrn Karamet ins Krankenhaus einzuweisen, damit die Kosten für das Sozialamt nicht ausufern. Aber das Sozialamt nimmt meine Reiseunfähigkeits-Bescheinigung dennoch nicht ernst.“

Das Anwaltsbüro Schultz/Reimers versucht deshalb gegenwärtig, über das Bremer Oberverwaltungsgericht das Sozialamt dazu zu bringen, das ärztliche Attest anzuerkennen und für die Dauer der Reiseunfähigkeit Sozialhilfe zu gewähren.

Die Familie Omayrat muß auf jeden Fall zurück nach Hildesheim. Ihren ersten Asylantrag hat sie dort unter dem eigentlichen Namen Karamet gestellt. Die unzumutbaren Wohnverhältnisse und die Drohungen von Neo-Nazis hatten die Karamets/Omayrats nach Bremen vertrieben.

Im Landkreis Hildesheim wartet auf die Familie aus dem Libanon noch weit Schlimmeres als der Ärger mit einem Sozialamt, das sie seit zwei Wochen ohne jeden Pfennig läßt: Der Landkreis Hildesheim hat die Abschiebung angedroht - und zwar ausgerechnet in ein Land, das von den elfen bisher nur einer überhaupt jemals betreten hat - in die Türkei. Die Hildesheimer Behörden stützen sich darauf, daß das männliche Familienoberhaupt in den Wirren des libanesischen Bürgerkrieges seiner Familie durch einen Betrug die türkische Staatsangehörigkeit beschafft hatte.

B.D.

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