: Fahne futsch
■ Kreuzberg-Fahne entwendet - Verfahren eingestellt
Der Angeklagte Karl-Heinz N. hatte zwei Fahnen: die erste redlich erworben („etliche Bierchen“), wie er zu der zweiten kam, daran erinnert er sich nicht mehr, was wohl mit der ersten zusammenhängt. Von Interesse ist jedoch die zweite, nämlich die Kreuzberger Bezirksflagge. Sie schmückte zusammen mit Berlin- und Bundesfahne den Bezirksverordnetenversammlungs-Saal im Kreuzberger Rathaus. Bis zu dem Abend im Dezember 1987, an dem die Mitglieder des neugegründeten „Kiez-Friedens“ bei der BVV auftauchten, um den Forderungen nach finanzieller Unterstützung für ihr Hilfe-durch-Selbsthilfe-Projekt Nachdruck zu verleihen. Die Redner wurden unterbrochen, es kam zum Gerangel, zwei der drei Flaggen (Berlin und Kreuzberg) verschwanden. Die „Kiez -Friedens„-Truppe räumte den Saal, unter ihnen auch Wolfgang A., der Mitangeklagte, und Karl-Heinz N., der im Overall das Kreuzberger Tuch bei sich trug, um es gewinnbringend an den Mann/die Frau zu bringen. Dummerweise entpuppten sich die durch Anhalten eines PKWs anvisierten Käufer als Streifenpolizisten in Zivil, die das Angebot („kannste koofen, 100 Mark“) nicht akzeptabel fanden und die beiden samt Fahne hops nahmen. Das Verfahren wegen Unterschlagung von Verwaltungseigentum wurde jedoch von einem Moabiter Schöffengericht gestern wegen Geringfügigkeit eingestellt. Im dunkeln bleibt das Schicksal der Berlin-Fahne. BVV-Leiter L.: „Ich bin froh, daß ich 'ne neue gekriegt habe, die alte war mindestens zehn Jahre alt...“
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