piwik no script img

Unmut in der SPD

■ Vogel bekräftigt Aus für 'Vorwärts‘ / Proteste aus der SPD

Berlin (afp/taz/dpa) - Der Beschluß des SPD-Parteivorstands, die Wochenzeitung 'Vorwärts‘ wegen hoher Verluste einzustellen, stößt in den Partei auf immer mehr Kritik. Der Bundesvorstand der SPD-Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA) kritisierte, das Einstellungsverfahren erfülle nicht die Voraussetzungen, die das Betriebsverfassungsgesetz erforderte. Nach den Worten von 'Vorwärts'-Chefredakteur Verheugen gibt es in der SPD weitere „ermutigende Signale“. Auch die Belegschaft fühle sich von der Partei getäuscht, schrieb Verheugen an den SPD -Vorsitzenden Vogel. Nach einer Umfrage sind 81 Prozent der SPD-Mitglieder gegen die Einstellung des Traditionsblatts.

Parteichef Vogel traf am späten Mittwoch abend mit Vertretern der Belegschaft zusammen. Dabei wurde vereinbart, in den nächsten Tagen sollten sich 'Vorwärts'-Mitarbeiter und Parteischatzmeister Klose zusammensetzen, um die vorgelegten Zahlen zu erörtern.

Vogel hatte vor dem Treffen den Einstellungsbeschluß bekräftigt, aber erkennen lassen, daß er nur widerstrebend zugestimmt habe. Er habe jedoch in vergangenen Jahren bereits viermal solche Versuche abgewehrt. Gegen die vorgelegten Zahlen habe er nicht mehr ankämpfen können.

Inzwischen wurden weitere Einzelheiten über die Abstimmung im 40köpfigen SPD-Vorstand am Montag abend bekannt. Die Abstimmung fand am späten Abend statt, als viele VorständlerInnen bereits gegangen waren. Schatzmeister Klose bestand jedoch auf einer Entscheidung, die dann 13 zu sieben ausging.

Die Belegschaft macht sich indessen weiterhin Hoffnung, auf eigene Faust weitermachen zu können. Chefredakteur Verheugen hatte mindestens drei Modelle zur Weiterführung gesehen: das „Privatisierungsmodell“, weitere Kosteneinsparungen beispielsweise beim Kiosk-Vertrieb und Rückkehr des Blattes zur Zeitungsform. Ihm sei bei Übernahme des Blattes eine dreijährige Frist zur Sanierung zugesichert worden, sagte Klose.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen