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Gepflegte Langeweile

■ Jasper van't Hofs Pili Pili spielte Donnerstag im ziemlich leeren „Moderenes“: sauber, 120 Minuten, aber eher uninspiriert

Wie kurzlebig der Erfolg beim Publikum manchmal ist, mußte der holländische Keyboarder Jasper van't Hof mit seinem Pili Pili-Projekt am Donnerstag Abend im „Modernes“ feststellen: wo vor fast exakt einem Jahr eine gutgelaunte Menge den Saal gefüllt hatte, herrschte diesmal ziemliche Leere. Das Bremer Publikum erwies sich einmal mehr als rätselhaft -unberechenbare Sphinx, und selbst Uli Balss, auf desses JARO-Label die letzten vier Pili Pili-Scheiben erschienen sind, hatte keine Erklärung.

Trotz der widrigen Umstände begann das Septett einigermaßen pünktlich; zu hören gab's erstmal Stücke von episch ausladender Breite (die ersten sechs davon dauerten geschlagene 65 Minuten), fast ohne rythmische Brüche, straight forward gespielt. Getragen von Jasper van't Hofs Keyboards, einem in den schnellen Stücken knackigen Bass sowie der Drum-Section aus Schlagzeug und zwei Percussionisten

standen die Sängerin Angelique Kidjo und vor allem Tony Lakatos (Sax) im Vordergrund. Mit Ethno-Beat hat das Ganze aber wenig zu tun. In meinen Ohren klang es eher wie Jazzrock der 70er. Das Gerede um die europäisch-afrikanische Zusammenarbeit und die Frage, ob das eine von dem anderen benutzt oder als exotisches Ausstellungsstück vorgezeigt wird, erwies sich zumindest angesichts weiter Teile des Bremer Konzerts als überflüssig. Das europäische Moment dominierte eindeutig.

So hielt denn auch der Bandleader die Fäden immer in der Hand, ohne sich solistisch allzusehr zu echauffieren. Erst gegen Ende geriet die Musik etwas inspirierter. Ansonsten war's zwar absolut sauber gespielt, aber nicht besonders aufregend. Vielleicht lag's auch bloß an der Atmosphäre im nur zu einem Drittel gefüllten „Modernes“, daß der Funke nicht so richtig zu mir überspringen wollte.

JüS

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