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IGM-Pensionsgelder abgezweigt

■ Rätselhafter Selbstmord des früheren IG-Metall-Hauptkassierers aufgeklärt / 600.000 Mark veruntreut Prozeß gegen einen mutmaßlich beteiligten Bauingenieur wegen gemeinschaftlich begangener Untreue

Frankfurt/Berlin (ap/taz) - Der Selbstmord des früheren Hauptkassierers der Industriegewerkschaft Metall, Norbert Fischer, steht vor der Aufklärung. Nach Auskunft der Frankfurter Staatsanwaltschaft hat Fischer 1985 rund 600.000 Mark aus Bonuszahlungen von Rentensparbriefen der Gewerkschaft ohne Wissen der IG Metall abgezweigt und auf ein Konto eines 60jährigen Bauingenieurs überwiesen. Dieser war als verantwortlicher Projektleiter für den Umbau der IGM -Fortbildungstätte in Lohr am Main zuständig. Der Bauingenieur ist jetzt wegen gemeinschaftlich begangener Untreue angeklagt. Der Prozeß soll am 28.Februar beginnen.

Nachdem die 600.000 Mark auf dem Konto Lohr gutgeschrieben waren, verabredete Fischer mit dem Bauingenieur, daß mit der Hälfte dieser Summe für ihn, Fischer, Wertpapiere gekauft werden sollten. Unmittelbar bevor sich der von der IG Metall mit uneingeschränktem Vertrauen ausgestattete Fischer dann im November 1987 das Leben nahm, hat er ein großes Wertpaket an den Vorstand der damals noch gewerkschaftseigenen Bank für Gemeinwirtschaft (BfG) geschickt. Darin seien Wertpapiere gewesen, die - so die Frankfurter Staatsanwaltschaft - vermutlich von dem schwarzen Geld erworbenen wurden.

Der restliche Geldbetrag in Höhe von weiteren 300.000 Mark fand nach den Ermittlungen der Ankläger „auf verschiedenen, sehr komplizierten und nur mit großer Mühe nachvollziehbaren Zahlungsvorgängen Eingang in das Privatvermögen des Bauingenieurs“. Dieser bestreitet jede Verfehlung. Fischer habe ihm ein zusätzliches Honorar von 150.000 Mark für die Projektleitung versprochen, der Rest sei an den Architekten des Projekts gegangen.

Fischer, der seit 1975 im geschäftsführenden Hauptvorstand der Gewerkschaft für die Finanzen zuständig war und als gewiefter Finanzier des siebenwöchigen Arbeitskampfs von 1984 für die 35-Stunden-Woche innerhalb der Gewerkschaft eine völlig unhinterfragte, absolute Vertrauensstellung besaß, hatte offensichtlich Angst davor, daß seine schwarzen Geschäfte aufgedeckt würden. Kurz vor seinem Selbtmord 1987 hätten die Prüfer einer Treuhandgesellschaft im Zusammenhang mit einer routinemäßigen Kassenprüfung auf Vorlage aller Einzelbelege für das Projekt Lohr bestanden. Nach seinem Freitod hatte die IG Metall zunächst jede Verfehlung Fischers ausgeschlossen: „Es fehlt kein Geld in der Kasse“, hieß es damals. Dennoch sah sich IGM-Chef Steinkühler bemüßigt, zunächst selbst die Kassenführung seiner Organisation zu übernehmen. Erst vor wenigen Monaten hat er diese Funktion wieder abgegeben.

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