: Blutiger Unabhängigkeitstag in Sri Lanka
■ Gewalttaten am Unabhängigkeitstag Sri Lankas / Mordanschlag auf frühere Ministerpräsidentin
Colombo (afp) - Politische Morde und Massaker haben am Wochenende die Feiern zum 41.Jahrestag der Unabhängigkeit Sri Lankas überschattet. Nur knapp entkam die frühere Ministerpräsidentin Sirimavo Bandaranaike am Sonntag einem Attentat während einer Wahlveranstaltung ihrer Freiheitspartei (SLFP). Mindestens 33 Menschen wurden bei dem Granatenanschlag verletzt, mehrere darunter schwer.
Vergeblich hatte Präsident Ransinghe Premadasa am Samstag bei den Feierlichkeiten zum 41.Jahrestag der Unabhängigkeit zur Beendigung der blutigen Auseinandersetzungen zwischen Tamilen und Singhalesen aufgerufen. Noch am selben Tag fielen erneut mindestens acht Menschen politisch-ethnisch motivierten Gewalttaten zum Opfer.
Am Vortag hatten mutmaßliche Anhänger der tamilischen Separatistenorganisation „Befreiungstiger von Tamil Eelam“ im östlichen Distrikt Ampara elf Menschen - darunter vier Frauen und ein Kind - brutal abgeschlachtet. Für die Morde vom Wochenende werden abwechselnd tamilische Rebellen oder singhalesische Extremisten verantwortlich gemacht. Beide Seiten lehnen das indisch-srilankische Friedensabkommen ab, das den Tamilen im Osten und Norden des Landes größere Autonomie einräumt, und haben zum Boykott der Parlamentswahlen am 15.Februar aufgerufen.
Die Polizei verdächtigt die singhalesische Extremistenorganisation JVP (Volksbefreiungsfront), hinter dem Anschlag auf die 72jährige Oppositionsführerin Bandaranaike zu stehen. Zwischen 7.000 und 10.000 ihrer Anhänger waren am Sonntag zur Auftaktveranstaltung ihrer Wahlkampagne gekommen, als Unbekannte mehrere Granaten und Rauchbomben in die dichtgedrängte Menge und auf die Rednertribüne schleuderten. Dank der Reaktionsschnelligkeit zweier Sicherheitsbeamter, die noch rechtzeitig zwei Granaten von der Tribüne schleuderten, blieb Frau Bandaranaike unverletzt.
Augenzeugen berichteten, noch 20 Minuten nach dem Zwischenfall seien Schüsse zu hören gewesen. Einen ähnlichen Anschlag hatte die Volksbefreiungsfront (JVP) im Dezember während der Abschlußkampagne der Freiheitspartei (SLFP) für die Präsidentschaftswahlen verübt.
Aus Anlaß des Unabhängigkeitstages entließ Präsident Premadasa etwa 600 Strafgefangene aus der Haft. Von der Amnestie profitierten vor allem Kleinkriminelle, aber auch neun zum Tode Verurteilte, deren Urteile bereits zu einem früheren Zeitpunkt in Haftstrafen umgewandelt worden waren. 10.000 weiteren Häftlingen wird für jedes Jahr, das sie bereits abgesessen haben, der Rest der Gefängnisstrafe um drei Wochen erlassen.
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