: In eigener Sache
■ Zum „Zensur„-Vorwurf der obskuren „Kreuzberger Liste“
Auf der großen Demonstration des „Immigrantenpolitischen Forums“ am vergangenen Sonnabend hat eine „Kreuzberger Liste“ Flugblätter verteilt, auf denen der „taz Berlin“ Zensur vorgeworfen wird. Hintergrund: Die „Kreuzberger Liste“ wollte in der taz eine Anzeige schalten, in der der Fraktionsvorsitzende der Alternativen Liste, Wolfgang Wieland, verleumdet werden soll. Die taz lehnte den mehrfach beabsichtigten Abdruck der Anzeige ab und gab, anders als in dem Flugblatt behauptet, der „Kreuzberger Liste“ die für die Anzeige hinterlegten 250 Mark zurück.
Verärgerung bei dem Chef der obskuren Liste, der bis heute anonym bleiben will und nur seinen Vornamen preisgibt, hatte ein taz-Artikel vom 13. Dezember vergangenen Jahres ausgelöst. Im Zusammenhang mit den Verfassungsschutzskandalen hatte Wieland unter Punkt sieben des Untersuchungsausschusses über die Machenschaften des Verfassungsschutzes Aufklärung darüber verlangt, ob es zutreffe, daß der Verfassungsschutz im Mai 88 an der Gründung einer „Kreuzberger Liste“ beteiligt gewesen sei. Das hatte die taz berichtet.
Zwei Monate nach Erscheinen des Artikels tauchte der anonyme Chef dieser „Kreuzberger Liste“ bei der taz auf und verlangte den Abdruck der Anzeige. Darin wird zu dem Vorwurf, daß der Verfassungsschutz bei der Listen-Gründung offenbar mitgemischt hat, zwar gar nichts gesagt. Dafür aber wird dem AL-Fraktionvorsitzenden Wieland vorgeworfen, er habe die politische Verteidigung eines Demonstranten 1985 vor Gericht abgelehnt.
Schon aus presserechtlichen Gründen kann die taz diese Anzeige nicht drucken, und schon gar nicht, wenn der Auftraggeber anonym bleiben will.
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