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Der Bock als Gärtner-betr.: "Blutbad - was kommt nach dem Fall Kabuls?", taz vom 3.2.89

betr.: „Blutbad - was kommt nach dem Fall Kabuls?“,

taz vom 3.2.89

Nicht erst durch den zehnjährigen Krieg sind die Mudschaheddin zur wildgewordenen und verrohten Soldateska geworden. Schon 1978/79, noch unter Taraki und Amin, wurden beispielsweise afghanische Dorfschullehrer, die sich „atheistischer Verbrechen“ (zum Beispiel Alphabetisierung auch für Mädchen) schuldig gemacht hatten, von den ehrenwerten „Widerstandskämpfern“ zu Hunderten liquidiert.

Aber trotz (oder vielleicht gerade wegen) ihrer notorischen Grausamkeit hat der Westen die Mudschaheddin die ganzen Jahre hindurch konsequent unterstützt und mit Milliarden finanziert. Und jetzt also sollen, so Rathfelders Wunsch, ausgerechnet die insoweit Hauptbeteiligten, nämlich die USA inklusive des Satelliten Pakistan, ein „Blutbad nach dem Fall Kabuls“ verhindern? Das hieße, den Bock zum Gärtner machen zu wollen.

Wenn Yankeestan überhaupt etwas gegen das befürchtete Blutbad unternehmen will, dann nur insoweit, daß es nicht gerade vor laufenden CBS-Kameras stattfinden soll. Dies könnte ja die geplanten Jubel-Inszenierungen über die „Befreiung“ Kabuls empfindlich konterkarieren. Ansonsten aber wollen die USA ein klares Exempel statuieren, was mit einer „Dritte-Welt„-Elite geschieht, die eine ernsthafte Revolution beziehungsweise Reform von oben durchzuführen versucht hat. (...)

Daniela Herzberg, Frankfurt 90

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