piwik no script img

Fehler über Fehler-betr.: "Viererbande kontrolliert Euro-TV", taz vom 28.1.89

betr.: „Viererbande kontrolliert Euro-TV“,

taz vom 28.1.89

So lobenswert es ist, wenn sich die taz im Rahmen ihrer EG -Binnenmarkt-Serie der Machtkonzentration im Mediensektor widmet, so ärgerlich ist es, wenn der betreffende Artikel von Fehlern in der Übersetzung (aus dem Englischen) und in der Sache nur so wimmelt:

Es heißt, Robert Maxwell „hat große Interessen bei“ MTV -Europe und dem Spielfilm-Kanal Premiere. Das wäre nicht weiter erwähnenswert, wenn „interest“ nicht auch „Kapitalanteil“ hieße.

Der deutsche Filmhändler Leo Kirch hat natürlich nicht „systematisch die Rechte an etwa 15.000 Features“ erworben, sondern an ebensovielen Kino-Spielfilmen (Feature-Film Hauptfilm). An den bei uns als Feature bezeichneten journalistischen Produkten hätte Herr Kirch sicher kein Interesse.

Abgesehen davon, daß der amerikanische Begriff des „Networks“ mit „Netzwerk“ recht eigenwillig übersetzt wurde

-SAT1 ist mit Sicherheit nicht das „größte private Netzwerk der Bundesrepublik“. Networks sind Zusammenschlüsse wirtschaftlich unabhängiger Sender, die sich von einer Zentrale Teile des Programms zuliefern lassen. SAT1 ist dagegen (wie RTLplus auch) schlicht eine kommerzielle Fernsehgesellschaft.

Man kann gegen den Medienzaren Rupert Murdoch einwenden was man will, daß er in den USA, Australien und Großbritanien Antimonopolgesetze „gewaltsam“ geändert haben soll (mit dem Revolver?) ist natürlich Unsinn. Das funktioniert etwas subtiler.

Schlimmer als diese Patzer sind jedoch jene Passagen, die von keinerlei Kenntnis des Rundfunksystems in der Bundesrepublik getrübt sind:

Es heißt, Leo Kirch verdanke seinen Aufstieg u.a. der tatkräftigen Unterstützung des Innenministers, „dem die öffentlich-rechtlichen Anstalten hierzulande unterstehen“. Ein ungeahnter Machtzuwachs für Friedrich Zimmermann, der mit der Kontrolle der Rundfunkanstalten nun wirklich nichts zu tun hat (Rundfunk ist Sache der Bundesländer, auch wenn es manchmal anders aussieht).

Ein „landesweites Kabelsystem“, daß Leo Kirch angeblich „besorgt“ (?), existiert schlicht nicht. Die Kabel legt die Post, und was dort eingespeist wird, regeln die jeweiligen Landesmedienanstalten für regional begrenzte Verbreitungsgebiete.

Aus eben diesem Grund wird auch Tele5 nicht „bald landesweit senden“. Landesweite terrestrische Frequenzen, über die allein Tele5 senden könnte, haben noch nicht einmal SAT1 und RTLplus. Auch hier gilt, daß die Landesmedienanstalten lokale und regionale Frequenzen vergeben (sehr zum Leidwesen der kommerziellen Anbieter). (...)

Volkert Wiesner, Uni Hamburg,

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen