Mexikaner mit Hammer und Pinsel

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(Diego Rivera, 19.15 Uhr, Nordkette) Er war ein massiger Riese, der es nach Jahren der bitterster Not genoß, satt und fett zu werden, mit Glubschaugen und wulstigen Lippen, dennoch charmant und geistreich, ein mitreißender Volkstribun zudem. Die Rede ist von Diego Rivera (1886 -1957), Mexikos berühmtestem Künstler. Es heißt, er habe genausoviel Talent, Geschichten zu erzählen, wie zu malen oder Frauen zu betören. Und so hat er es geschafft, sich schon zu Lebzeiten zur Legende zu machen. Später ließ er sich als Held der Mexikanischen Revolution feiern, obwohl er doch all die Jahre Europa bereist und allenfalls mit Picasso, Leger und Matisse, mit Chagall und Ehrenburg in Pariser Cafes diskutiert hatte. Man streitet sich heute darüber, wie oft er aus der Kommunistischen Partei aus und wieder eingetreten ist. Auch ist nur wenigen bekannt, daß Rivera für den aus der Sowjetunion ausgewiesenen Leo Trotzki 1936 das Asylrecht in Mexiko erwirkte und daß die Trozkis zwei Jahre in seinem Hause wohnten. Als er 1944 sein eigenes Museum baute, ging sein größter Traum in Erfüllung.

Mit seltenen Dokumentaraufnahmen gelingt es Alexander Morengo in seinem Bericht, einen Einblick in Riveras Leben zu geben. So eine Szene, in der Trotzki sich für das Exil bedankt, oder eine andere, in der der Künstler und seine Ehefrau Frieda Kahlo (ebenfalls eine weltbekannte Malerin) zusammen mit Trotzki zu sehen sind. Eine Affäre mit Trotzki war auch der Grund, weshalb sich Rivera 1939 von seiner Frau scheiden ließ, um sie ein Jahr später erneut zu heiraten. Material zu seinem künstlerischen und politischen Wirken sowie zur mexikanischen Revolution runden das Bild ab.

taz