Asbest auf Halde

■ Zwei Charlottenburger Schulen wegen Asbest von Schließung bedroht / Asbest-Gutachten monatelang verheimlicht?

Müssen noch in diesem Jahr zwei Charlottenburger Schulen zwecks Asbestsanierung geräumt werden? „Unter Umständen“ wird der Bezirk sowohl die Poelchau- wie die Friedensburg -Schule schließen, sagte Baustadtrat Laschinski (CDU) gestern der taz. Die neuen Asbestrichtlinien des Instituts für Bautechnik könnten jedenfalls eine vorzeitige Sanierung erzwingen und bisherige Pläne für ein schrittweises Vorgehen über den Haufen werfen. Wenn in einigen Wochen neue Gutachten vorliegen, will der Bezirk sich entscheiden.

Unterdessen streiten sich AL-Gesundheitsstadträtin Schwarzenau und Laschinski über ein Asbest-Gutachten für das Bildungszentrum am Halemweg, zu dem auch die Poelchau-Schule gehört. Obwohl das Gutachten bereits im März vorlag, kam es erst jetzt bei Frau Schwarzenau an. „Ich habe den Eindruck, daß mir das bewußt verheimlicht wurde, aus Angst vor meiner Bewertung“, beschwert sich die Stadträtin. So hatten die Gutachter in mehreren Räumen der Anna-Freud-Schule sogenannte Asbestschnüre aufgespürt; eine Sanierung befanden die Experten für „dringend erforderlich“. Dennoch erfuhren weder Lehrer noch Schüler von der Gefahr; die Schnüre wurden bis heute nicht entfernt. Für Manfed Triebe vom Charlottenburger Personalrat der Lehrer und Erzieher ist das verschwiegene Gutachten ein „ungeheurer Skandal“. „Spätestens in den Osterferien“ will Laschinski nun sanieren.

Ein ursprünglich vorgesehener Termin in den Weihnachtsferien sei von Volksbildungsstadtrat Mudra (CDU) allerdings nicht akzeptiert worden, erklärt der Baustadtrat. Er verweist aber nicht nur auf die „ständigen Messungen“, die unbedenkliche Ergebnisse gezeigt hätten; er will auch das Gutachten sehr wohl bereits im Frühjahr in der Asbest -Kommission des Bezirks „bekannt gemacht“ haben.

Unterschätzt hat der Bezirk aber auch die Promabest -Platten, die im gesamten Gebäude der Poelchau-Schule an den Stahlträgern angebracht sind. In zwei bis drei Wochen soll ein neues Gutachten Auskunft geben, ob auch diese Platten rasch entfernt werden müssen. Der Personalrat beschwert sich überdies, daß die Asbest-Platten in weiten Teilen der Schule freiliegen. Laschinski versicherte gestern, die seit Monaten fehlenden Abdeckplatten seien inzwischen „wieder dran“. Andere Beteiligte hatten davon noch am Freitag nichts gesehen.

Das Problem der Friedensburg-Schule sind hingegen die mittlerweile stadtbekannten, asbesthaltigen MOBAU-Wände, die bislang nur provisorisch abgedichtet wurden. Jeden Monat einmal kontrolliert ein Bezirksangestellter die Verfugungen. Manchmal stecken dann noch die Messer und Gabeln darin, mit denen Schüler gern in den Fugen bohren.

hmt