„R+V“ versprenkelt Penner

■ Kupferrohr über den Schaufenstern näßt Bürgersteig und stört die Schlafruhe unter den Arkaden am Rembertiring / Äußerst wirksame Spülung im Zehn-Minuten-Takt

Ein besonders attraktiver Schlafplatz war es noch nie. Doch seit dem vergangenen Herbst ist es unter den Arkaden am „R+V -Versicherungs-Haus“ an der Ecke Herdentorsteinweg und Rembertistraße nicht nur zugig, sondern auch noch naß - und das sogar, wenn es in Bremen aus

nahmsweise einmal nicht aus dicken Wolken tropft. Der Grund: Um die Arkaden schläferfrei zu halten hat der Hausmeister des Bürohauses im Besitz des Raiffeisen-Volksbank-Verbundes eine Penner-Verprenkelungs-Anlage installiert.

Und die funktioniert so: Man schraube über die großen Schaufensterscheiben ein normales Kupferrohr. Im Abstand von 20 cm bohre man kleine Löchlein hinein, schließe den Wasserhahn an eine Zeituhr an - und schon ist die Anlage fertig. Wird es in Bremen dunkel und kühl, spritzt durch das Rohr im Zehn-Minuten-Abstand Leitungswasser gegen die Scheiben. Es rinnt hinunter und näßt das Pflaster unter den

Arkaden. Wer möchte dann dort noch seine Decke ausrollen?

„Die Anlage funktioniert optimal“ freute sich der Hausmeister nach einem halben Jahr. So haben es jedenfalls Kollegen von ihm gehört. Gegenüber „der Presse“ möchte er zu seiner Erfindung lieber nichts sagen. Und auch die Bremer Filiale der „R+V-Versicherung“ verweist bei Anfragen nach dem Penner-Versprenkler nur auf die Konzern-Zentrale in Wiesbaden.

Inzwischen hat der Hausmeister die Zeituhr wieder abgeschaltet. Von seinem Wohnzimmer-Fenster aus hat er die Arkaden im Blick und drückt jetzt nur noch bei Bedarf auf den Versprenkler-Knopf. Nicht unerwünschter Ne

beneffekt der Anlage: Scheiben und Pflaster werden auch vom Urin spätheimkehrender Sex-Shop-Besucher befreit.

Sogar der Obermieter der „R+V-Versicherung“ ist vom durchschlagenden Erfolg der Versprenklungs-Anlage überzeugt. Zwar gehört der Boden unter den Arkaden zum Haus, doch als Bürgersteig ist er „öffentlicher Raum“ und damit frei für öffentliche Benutzung - auch im Schlaf. So jedenfalls erläutert es der Hausmeister des Obermieters: „Es gab ja kein juristisches Mittel, die Penner hier zu vertreiben.“ Er muß es wissen. Schließlich ist sein Arbeitgeber die Bremer Generalstaatsanwaltschaft.

Ase