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„Republikaner“ werben um Österreichs Rechtspartei FPÖ

„Republikaner“ flirten mit Haiders „Freiheitlicher Partei Österreichs“ / Angebot von Le Pens Nationaler Front zur Kooperation „mit Interesse“ aufgenommen  ■  Von Bernd Siegler

Nürnberg (taz) - Während die „Nationale Front“ von Le Pen um die rechtsextremen „Republikaner“ (REP) buhlt, werben die „Republikaner“ ihrerseits um die „Freiheitliche Partei Österreichs“ (FPÖ).

FPÖ-Generalsekretärin Dr.Heide Schmidt hat jegliche Kontakte zu den REPs zwar als „glatte Unterstellung“ zurückgewiesen. Aber darüber kann Harald Neubauer, Bundespressesprecher und bayerischer Landesvorsitzender der „Republikaner“, nach eigenen Worten „nur schmunzeln“. Neubauer berichtet von Kontakten und Gesprächen zwischen beiden Gruppierungen auf höchster Parteiebene.

In bezug auf Le Pens Angebot, in der „Fraktion der eurpäischen Rechten“ im Europa-Parlament zusammenzuarbeiten, verhalten sich die REPs jedoch - zumindest nach außen - noch zurückhaltend. Über die Existenz von direkten Gesprächen und Kontakten will Neubauer allerdings „keine Auskunft“ geben.

Seit der nationalorientierte Jörg Haider vom rechten Flügel der FPÖ im September 1986 den Parteivorsitz erobert hat, ist sich die FPÖ des Beifalls der „Republikaner“ sicher. Im Dezember 1986 ) - die FPÖ hatte unter Haider gerade ihren Stimmenanteil bei den österreichischen Parlamentswahlen von fünf auf fast zehn Prozent verdoppeln können - übermittelte der REP-Bundesvorsitzende Franz Schönhuber seinem „östereichischen Kollegen herzliche Glückwünsche“.

Haider wird als „junger, dynamischer und erfolgreicher“ Politiker mit „sympathischer Frische“ gewürdigt. Er habe durch engagiertes Auftreten der Partei ein „rechtes Profil“ verliehen. Beide Parteien vertreten demnach einen „neuen, demokratischen Patriotismus“. Unter dem Motto „Übereinstimmung mit der FPÖ - Haider zeigt, wie man es macht“'folgt im November 1988 ein Glückwunsch zum Wahlerfolg der FPÖ bei den Landtagswahlen in Niederösterreich. Anschließend darf Boris Rupp, Bundesvorstandsmitglied der „Republikaner“, sein Fazit als Beobachter des FPÖ -Bundesparteitages in Villach schildern: „Freiheitliche und Republikaner haben in nahezu allen Grundfragen übereinstimmende Ansichten.“ Rupp berichtet von einer kurzen Unterredung mit dem FPÖ-Chef. Dabei habe sich Haider „zur deutschen Volks- und Kulturgemeinschaft“ bekannt.

Die seit diesem Villacher Parteitag amtierende FPÖ -Generalsekretärin Dr.Heide Schmidt weist dagegen Kontakte zu den „Republikanern“ als „glatte Unterstellung“ zurück. Von „offiziellen“ Parteitagsbeobachtern der REPs wisse sie nichts. Zudem gebe es gar „keine Fortsetzung auf Seite 2

gemeinsame Gesprächsgrundlage“ zwischen beiden Parteien. „Sie spricht sicher nicht für ihre Partei“, glaubt Harald Neubauer zu wissen. Er berichtet von einem Treffen von

Schönhuber und Haider in Nordrhein-Westfalen vor etwa einem Jahr. Dort hätten die beiden Parteivorsitzenden vor „Zuhörern aus dem Wirtschafts- und Sicherheitsbereich“ referiert und anschließend „ihre Übereinstimmungen im privaten Gespräch vertieft“. Neubauer verweist auf gute Kontakte unter den Parteien schon seit Gründung der „Republikaner“. Das Interesse aneinander sei beidseitig.

Das Dementi der FPÖ-Generalsekretärin vergleicht er mit dem Verhalten von „Leuten wie Lummer“: „Zuerst drängen sie sich an Schönhuber heran, und wenn es öffentlich wird, distanzieren sie sich schnell davon.“

Die „Lummeritis“ scheint dagegen die REPs selbst zu befallen, wenn es um die „Nationale Front“ von Le Pen geht. Während Le Pen noch vor den Europawahlen „Arbeits-, Reflexions- und Informationsbeziehungen“ zu den REPs aufnehmen will, zieren sich die REPs noch. „Wir müssen erst sehen, welche europapolitischen Vorstellungen Le Pen entwickelt“, betont Neubauer,

der das Angebot der NF „mit Interesse vernommen“ hat.

Was Neubauer jetzt erst prüfen will, hat das Parteiorgan 'Der Republikaner‘ schon im Mai 1988 festgestellt: weitgehende programmatische Übereinstimmungen. Beide Parteien verbinde eine „entschiedene Abgrenzung gegen rechtsextreme Kräfte“ und ein „langer Atem, der Rückschläge verkraften läßt“.

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