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Freie Gewerkschaft in Bulgarien

Parallelen zu Solidarnosc erkennbar / Gründer von „Podkrepa“ wollen auch für Bürgerrechte eintreten / Gewerkschaft für Künstler und Wissenschaftler in mehreren bulgarischen Städten  ■  Von Klaus Bachmann

Berlin (taz) - In Bulgarien ist nach Informationen der Deutschen Welle in Köln eine unabhängige Gewerkschaft mit Mitgliedern in mehreren Städten gegründet worden. Gründungsort ist die zweitgrößte bulgarische Stadt, Plovdiv. Dort haben 7 Mitglieder der bulgarischen Intelligenz in einem Gründungsaufruf erklärt, die neue Gewerkschaft „Podkrepa“ (dt.: Unterstützung) solle „die Interessen der wissenschaftlich-technischen und künstlerisch tätigen Menschen in Bulgarien gegen Willkür und Übergriffe der Behörden verteidigen.“ Nach Ansicht von Experten läßt die Wahl des Ausdrucks „Podkrepa“ bei der Namensgebung auf eine Orientierung an der polnischen Solidarnosc schließen. Die Gründung der Gewerkschaft widerspricht nicht der bulgarischen Verfassung, in der die Koalitionsfreiheit garantiert ist.

Die Gründung von „Podkrepa“ ist die jüngste Entwicklung im Aufbruch der bulgarischen Opposition. So existiert bereits seit einem Jahr eine Bürgerrechtsbewegung in Plovdiv, die bereits ungefähr 200 Mitglieder zählt, darunter bekannte Wissenschaftler und Künstler. Für Aufsehen sorgte bereits ein „Klub für Perestroika“, an dem sich auch prominente Parteimitglieder und Angehörige des politischen und kulturellen Establishments beteiligen, wie etwa die mehrfach ausgezeichnete Schriftstellerin Blaga Dimitrova. Im Gegensatz zu der Menschenrechtsvereinigung wurde der Perestroika-Klub bisher von den Behörden nicht verfolgt, obwohl 62 seiner Mitglieder in einer öffentlichen Erklärung gegen die Schikanierung der Menschenrechtler protestiert und sich mit ihnen solidarisch erklärt haben. Einen direkten Zusammenhang zwischen beiden Gruppen und der neuen Gewerkschaft scheint es nicht zu geben. Der taz erklärte Blaga Dimitrova, sie habe selbst erst aus dem Radio von der Gewerkschaftsgründung erfahren.

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