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Nach dem Abzug

■ Druck von beiden Seiten auf Afghanistan bleibt

Das Ultimatum der Genfer Verträge ist erfüllt. Auf den Tag genau hat die UdSSR ihre Wunde Afghanistan gestillt. Doch der afghanische Bürgerkrieg, der schon vor der sowjetischen Invasion tausende Opfer forderte verkehrt sich jetzt erst recht in einen Stellvertreterkrieg. Daß die Genfer Verträge von den Garantiemächten nicht eingehalten werden, ist nicht neu. Neu ist indessen das Gewicht der Druckmittel. Der offiziell fortgesetzten US-Militärhilfe wird von sowjetischer Seite fortan nicht mehr eine Verzögerung des Truppenabzugs entgegengehalten werden. Statt dessen werden Luftangriffe von sowjetischem Boden aus angedeutet, der Waffennachschub für das Nadschibullah Regime ist unabdingbar.

Die benachbarten muslimischen Staaten Pakistan und Teheran geraten hingegen zunehmend unter innenpolitischen Druck auf eine Rückführung der fünf Millionen afganischen Flüchtlinge hinzuarbeiten. Und die anfällige pakistanische Demokratie kann sich ein Übergreifen des inner-afganischen Konflikts zwischen Zentralregierung und traditionellen Strukturen nicht wünschen. Weder das Erstarken der Regionalbewegungen in den Grenzregionen, noch die andauernde finanzielle Aufblähung radikal-fundamentalistischer Kräfte wird zu einer Stabilisierung der Bhutto-Regierung beitragen. Noch wird die Militärhilfe für den afghanischen Widerstand von den Ziehkindern des fundamentalistischen General Zia über den pakistanischen Geheimdienst kanalisert. Die neue offizielle pakistanische Politik fraternisiert dagegen mit den moderaten Mudschaheddin-Kräften. Sie dringen nicht nur auf einen Kompromiß zwischen Schiiten und Sunniten, immerhin denkbar wäre für sie eine Koalition mit Teilen des Kabuler PDPA-Regimes.

Simone Lenz

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