: Erster Erfolg im Hungerstreik
In Südafrika kamen Montag und Dienstag insgesamt 19 unter Ausnahmerecht Inhaftierte frei / Präsident des Reformierten Weltbundes will „bis zum Tode“ mithungern ■ Aus Johannesburg Hans Brandt
Die südafrikanischen Behörden haben nach eigenen Angaben am Montag zwei der 300 schwarzen Häftlinge freigelassen, die sich im Hungerstreik befinden.
Zudem seien gestern 17 weitere Schwarze, die nach dem Ausnahmerecht in Haft waren, auf freien Fuß gesetzt worden. Pastor Allan Boesak, Präsident des Reformierten Weltbundes, hat sich am Montag unbefristet dem Hungerstreik der südafrikanischen Häftlingen angeschlossen. Eigenen Worten zufolge ist er bereit, den Streik bis zum Tod durchzuführen. In einem Brief an den Minister für Recht und Ordnung, Vlok, erklärte Boesak, er könne nicht tatenlos zusehen, wenn sich Menschen, die für Recht und Frieden kämpfen, zu Tode hungern. „Keiner von uns will sterben,“ schrieb Boesak. Doch um ein Umdenken in der Regierung zu bewirken, sei er entschlossen, diesen Weg einzuschlagen. „Nicht voll Freude, nicht mit Stolz, sondern mit Angst und Zittern. Aber ich weiß jetzt, was Gott von mir fordert.“ Die knapp 300 Häftlinge, die ohne Gerichtsverfahren infolge des Ausnahmerechts festgehalten werden, fordern ihre Freilassung oder eine Anklage vor Gericht. Der Hungerstreik begann vor 22 Tagen in Johannesburg. Er hat sich inzwischen auf Gefängnisse im ganzen Land ausgebreitet. Mindestens 14 Häftlinge sind bisher ins Krankenhaus eingewiesen worden. Vlok hat sich indessen bereit erklärt, die Rechtsanwälte der Häftlinge zu Fortsetzung Seite 2
treffen. Ende letzter Woche hatte er ein solches Treffen noch abgelehnt. Die ersten Anwälte flogen gestern nach Kapstadt. Vlok will die Anwälte allerdings nicht gemeinsam treffen, sondern einzeln die Fälle ih
rer Mandanten besprechen. Darüber hinaus erklärte Vlok, daß er die Fälle der streikenden Häftlinge zur Zeit neu überprüfe, „nicht wegen des Hungerstreiks, sondern infolge bestimmter Arbeitsvorgänge“.
Gestern schlossen sich auch 164 Journalisten, Mitglieder der „Vereinigung demokratischer Journalisten“, 48 Stunden lang dem Hungerstreik an. „Die Häftlinge kämpfen für das Recht aller Südafrikaner auf die Freiheiten, die ihnen vorenthalten werden“, hieß es in einer Erklärung der Journalisten. Der anglikanische Erzbischof Desmond Tutu kündigte nach einem Treffen mit Priestern in Kapstadt an, daß Angehörige seiner Kirche Solidaritätsveranstaltungen für die hungerstreikenden Häftlinge in ihre vorösterliche Fastenzeit integrieren wollen.
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