: Friedenshauptstadt Bremen ?!
■ Zum Thema „Rüstungsproduktion in Bremen“
Von Bildungssenator Horst-Werner Franke stammt der Satz, Bremen müsse die Friedenshauptstadt der Bundesrepublik werden. Von diesem hohen Anspruch scheint die Hansestadt weiter entfernt denn je. Spätestens seit bekannt wurde, daß sich der Flugzeugkonzern MBB federführend an dem - vorläufig gestoppten - Raketenprojekt KOLAS beteiligt, muß man Bremen wohl als eine Rüstungsmetropole internationalen Zuschnitts bezeichnen.
Schon der Tornado wurde teilweise hier gefertigt, und auch vom Airbus ist eine militärisch verwendbare Variante geplant (Wehrtechnik 7/86). Der Jäger 90 soll bald in Produktion gehen, und im Nahen Osten wurden Raketen für Giftgaseinsätze exportiert.
Die Bremischen Werften, soweit sie noch existieren, beteiligen sich am Bau und Verkauf von Kriegsschiffen. Die Elektronikindustrie fertigt Prozeßdatengeräte und andere Rüstungstechnik für eben diese Kriegsschiffe, für Kampfflugzeuge, für Panzer und Raketenleitsysteme. Mit anderen Worten, die Waffenschmieden der Stadt produzieren und exportieren, was das Zeug hält.
Eine schrittweise Verringerung der Abhängigkeiten von der Rüstungsproduktion tut not. Unser friedensbewegter Bürgermeister Klaus Wedemeier hätte als Aufsichtsratmitglied bei MBB da zweifellos gewisse Möglichkeiten. Doch er nutzt sie derzeit nicht, sondern übt sich in vordergründig -unverbindlicher Friedensrhetorik. Es sind die deutlichen Widersprüche zwischen Worthülsen und (unterlassenen!) Taten, die den Glauben an die Verwirklichung des Anspruchs „Friedenshauptstadt“ so sehr erschüttern.
Wieland von Hodenberg, Mitglied der Abrüstungskommission der DFU.
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