: Der letzte Himmelshaken
Der „Westen“ gewann das Basketball-„All-Star Game“ ■ PRESS-SCHLAG
Genau 24 Sekunden vor dem Ende des „All-Star Games“ im US -Basketball riß es sämtliche 44.735 Zuschauer im gigantischen Astrodome von Houston von ihren Sitzen. Soeben hatte der 41jährige Kareem Abdul-Jabbar einen seiner berühmten „Sky Hooks“, bei dem der Arm in einem weiten Halbkreis herumschwingt, um den Ball dann sanft in den Korb zu entlassen, erfolgreich abgeschlossen. Es war der erste Feldkorb des 2,18 großen Kareem, dessen Himmelshaken vorher zum Leidwesen der Zuschauer sämtlichst an der Basketumrandung abgeprallt waren. Abdul Jabbars Treffer krönte den 143:134-Sieg des „West“ gegen den „East“ in diesem 39.All-Star Game, an dem alljährlich jene Spieler teilnehmen dürfen, die von den Fans und den Trainern der National Basketball Association (NBA) für würdig befunden werden. Kareem hatte in seiner zwanzigjährigen glanzvollen Profikarriere dieses Ereignis nur zweimal verpaßt; 1978, als er sich bei einer Schlägerei die Hand gebrochen hatte, und 1973, nachdem mehrere Mitglieder der „Moslembrüder“, denen er damals angehörte, in seinem Haus ermordet worden waren und er just an dem Tag, als die All Stars ihren Auftritt hatten, als Sargträger fungierte.
In diesem Jahr hätte er fast zum drittenmal gefehlt. Kareem absolviert zur Zeit seine Abschiedssaison bei den Los Angeles Lakers und spielte bisher schlechter als gewohnt. Folgerichtig wurde er von den Trainern nicht nominiert, eine Entscheidung, die Kritik auslöste, vom Betroffenen selbst aber akzeptiert wurde: „Wenn ich in das All-Star-Team komme, ist etwas falsch“, sagte Kareem, „ich habe dafür nicht gut genug gespielt.“
Der NBA-Commisioner, Mike Stern, war anderer Meinung. Als sich Abdul-Jabbars Mannschaftskollege „Magic“ Johnson kurz vor dem Match verletzte, machte Stern von seinem Recht Gebrauch, einen Ersatzmann zu bestimmen. Er wählte Kareem Abdul-Jabbar, der dann 91 Sekunden vor Schluß vom Coach Pat Riley ein letztesmal aufs Feld geschickt wurde: „Ich wollte den Sky Hook noch einmal in einem All-Star-Spiel sehen“, sagte Riley. Es war ihm vergönnt.
In diesem Jahr war der Westen dem Osten hoch überlegen. John Stockton von den „Utah Jazz“ vertrat „Magic“ glänzend, sein Teamkollege Karl Malone setzte Stocktons Vorlagen mit traumwandlerischer Sicherheit in Korberfolge um, 28 insgeamt. In der ersten Halbzeit gelang dem Westen buchstäblich alles, er erreichte einen neuen All-Star-Rekord von 87 Punkten und nahm komfortable 28 Zähler Vorsprung mit in die Pause. Der Osten spielte zwar raffinierter - vor allem der zur Zeit beste Akteur der NBA, Michael Jordan, verblüffte bei seinen Korbwürfen, die ebenfalls 28 Punkte brachten, mit einer geradezu abenteuerlichen Choreographie insgesamt war die Fehlerquote beim Abschluß indes viel zu hoch. Trotz einer rasanten Aufholjagd im zweiten Spielabschnitt kam der Westen nicht mehr ernstlich in Gefahr. Die Zuschauer sahen, sofern sie von ihren Plätzen auf den meilenweit vom Feld entfernten oberen Rängen überhaupt etwas erkennen konnte, trotz der Abwesenheit Johnsons und des verletzten Bostoner Superstars Larry Bird, eine gute Partie. Eine Auffassung, der sich vor allem Karl Malone, der zum „wertvollsten Spieler“ gewählt wurde, anschloß. „Ich las überall, das Spiel würde ohne sie nicht dasselbe sein. Ich glaubte es da nicht, und ich glaube es jetzt ganz gewiß nicht.“
Matti
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